Genuss in vollen Zügen! Unterwegs mit dem Deutschlandticket: Landshut

An dem Tag, als ich mich ahnungslos zum Münchner Hauptbahnhof aufmache, um mit der Regiobahn "Alex" nach Landshut zu fahren, ahne ich noch nicht, dass diesmal der Titel der Blogreihe wortwörtlich zu nehmen ist... der Zug ist nämlich rappelvoll! Warum nur? 

Keine Ahnung, aber vielleicht liegt es daran, dass dieser nach Prag weiterfährt (wobei ich dem zweifelhaften Spaß, mit Gepäck auf dem Gang eines nicht klimatisierten Regionalzugs stundenlang von München nach Prag auszuharren, irgendwie nicht so wahnsinnig viel abgewinnen könnte... das war mit 20 und Interrailticket vielleicht noch cool, aber heute?). Zum Glück muss ich mich ja nur 45 Minuten in ein volles Abteil quetschen - und schon befinde ich mich im hübschen, adretten und durchaus vorzeigbaren niederbayrischen Städtchen Landshut!

Wobei... als Städtchen darf man die immerhin 75.000 Einwohner zählende, stolze und größte Stadt Niederbayerns als Nicht-Einheimischer bestimmt nicht bezeichnen... sonst wird man vermutlich mit... äh, bis zu vier Jahren Teilnahme an der Landshuter Hochzeit bestraft. Wär jetzt nämlich mein persönlicher Horror. Also, nur, weil 1475 der bayerische Herzog Georg der Reiche und Hedwig von Burghausen, die Tochter des polnischen Königs, beschlossen, zu heiraten, lässt man in Landshut noch heute alle vier Jahre sprichwörtlich die Sau raus. Na ja, damals schlachtete man für dieses vermutlich völlig aus dem Ruder laufende Event immerhin 320 Ochsen, 500 Kälber und 40.000 Hühner. 

Vom Bahnhof in die Altstadt ist es trotz digitalen Kartenmaterials übrigens eine Weltreise, wenn man wie ich auch noch dummerweise in den falschen Bus steigt, um anschließend in der sengenden Sonne 20 Minuten auf den richtigen Bus zu warten (liebe Landshuter, mein Tipp: so ne überdachte Haltestelle hätte bestimmt was für sich...! Mal lieber einen Ochsen weniger auftischen...!). 

 

Sehenswürdigkeiten gibt es in Landshut jedenfalls einige, und allein schon die gesamte Altstadt mit ihren gut erhaltenen Prachtbauten im Stil der Gotik und Renaissance ist ein Bummel durch dieselbe wert. Aber zunächst zieht es mich an die grüne Isar, die sogar an einem Samstagvormittag die Stadt trotz direkter Nähe noch so ruhig, friedlich und relativ menschenleer umfließt.

Der historische Stadtkern Landshuts gilt übrigens als einer der besterhaltenen Stadtkerne in ganz Deutschland. Die Altstadt ist auch schon für das Welterbe nominiert. Besonders das gotische Rathaus mit seiner prunkvollen Fassade fällt ins Auge, aber auch das Landständehaus mit seiner außergewöhnlich schön bemalten Fassade, oder die Martinskirche mit dem weltweit höchsten Kirchturm aus Backsteinen. 

Über der Stadt thront sichtbar die 1204 von Ludwig eins gegründete Burg Trausnitz, ein weiteres Highlight Landshuts, wohin meine müden Beine mich an diesem Tag aber nicht mehr tragen wollen. Weshalb Landshut eigentlich so heißt? Weil man vor dem Land der Bayern auf der Hut sein sollte? Hmmm, vielleicht. Wohl aber eher, weil die Burg zum Schutz und zur Hut des Landes erbaut wurde.

Da ich ja - ohne es besonders drauf anzulegen - immer ganz viele "Vibes" empfange, wenn ich unterwegs bin und mir auch immer die Frage stelle, ob ich in den jeweils besuchten Orten leben könnte, versuche ich natürlich auch heute im niederbayrischen Landshut ein Fazit, dass da lautet: nun ja. Manchmal fühlt man an Orten halt so eine schwer zu erklärende "Energie der Offenheit" und manchmal... eher nicht. Und das ist selbstverständlich rein subjektiv. Macht ja nix, ich muss nicht unbedingt jede Woche nach Landshut. Auch, wenn es dort noch sowas wie Kramerläden (!) und Beatschuppen (!!!) gibt. Wow. Echt retro! 😁