COLOURS OF THE WORLD: in Bangkok wohnen - mein Fazit

Wie ihr wisst, habe ich den gesamten August in der Metropole Bangkok verbracht und insgesamt 9 Beiträge über meine Eindrücke geschrieben – bei Weitem nicht ausreichend, um die Komplexität der Stadt zu erfassen. Pulsierend, heiß, laut, chaotisch, überfüllt, stinkend und nicht fußgängerfreundlich – und dennoch überraschend ruhig, kühl, meditativ, freundlich, immer unterhaltsam, wunderschön und vor allem köstlich! Das alles repräsentiert Bangkok.

Aus meinem Kreis von Kollegen und Bekannten, besonders von jenen, die noch nie in Bangkok waren, wurden und werden mir seit Jahren einige Fragen gestellt. Diese könnten auch Themen erfassen, die meine Leserinnen und Leser interessieren.

Was ist eigentlich so toll an Bangkok?

Für mich ist es die Mischung aus Großstadt, buddhistischer Gelassenheit, Geschichte, Kultur (Bangkok hat allein über 400 Tempel), Freundlichkeit und Wellness. Es gibt dort interessante Tiere, die Botanik innerhalb und außerhalb der Stadt ist üppig und exotisch, die Architektur spannend, das Essen unglaublich lecker, es gibt eine riesige Auswahl an frischen, gesunden Lebensmitteln, die Menschen sind in der Regel sehr herzlich. Und - natürlich ist dies ein Argument! - das Leben in Bangkok ist nicht teuer.

Zudem ist es einfach, sich Tag und Nacht in der Stadt zu bewegen, man fühlt sich sehr sicher... auch und gerade als alleinlebende Frau "mittleren Alters" erfährt man Warmherzigkeit und Respekt. Auch die nähere und fernere Umgebung zu erkunden, ist sehr reizvoll, man ist schnell z.B. am Meer oder in einem Nationalpark. Weitere Ziele sind günstig z.B. mit dem Nachtzug erreichbar. 

Die Gesundheitsfürsorge im ganzen Land, aber vor allem in Bangkok, ist modern, professionell und flächendeckend - viel besser und bezahlbarer als in Deutschland. Zudem gibt es richtig gute Massage- und Wellnessangebote, die zum ganzheitlichen Wohlbefinden und der Gesundheit beitragen. Glaubt mir, das ist ein Argument! Meine mittlerweile chronischen Schulter- und Nackenverspannungen haben sich jedenfalls sehr verbessert. 

Bedeutet Bangkok als Wohnort nicht einfach nur ständige Reizüberflutung?

Ja und Nein. Es hängt davon ab, wo und wie man lebt. Man kann auch mitten in der Stadt überraschend ruhig wohnen. Aber natürlich kann die Stadt auch unglaublich laut und lebhaft sein. Das muss man halt mögen. Andererseits ist die thailändische Mentalität eher ruhig, gelassen und entspannt, was einen interessanten Ausgleich schafft. Wie gesagt - langweilig wird's sicher nicht.

Wie ist das eigentlich mit dem Sextourismus? 

Stößt man in Bangkok nicht ständig auf anrüchige Bars? 

Diese Frage wurde mir schon mehrfach gestellt – allerdings nur von Personen, die selbst nie in Bangkok waren. Meine Antwort bleibt immer gleich: Dann dürfte ich auch nicht nach Hamburg oder Amsterdam reisen! Was ich damit sagen will: Ja, es existieren noch immer diese einschlägigen Viertel, Straßen und Bars, in denen Prostitution stattfindet. 

Allerdings könnte man jahrelang in Bangkok verweilen, ohne jemals auch nur einen Fuß dorthin gesetzt zu haben. Ich war beispielsweise noch nie in Patpong - was soll ich auch dort? Und was westliche Männer betrifft, die sich in Thailand eine Frau suchen - nicht meine Welt, wie ihr euch vorstellen könnt. Aber so etwas bekommt man in dieser Megastadt auch nur mit, wenn man gezielt danach Ausschau hält.

Wie lebt man als "Farang" in der thailändischen Metropole?

Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Bangkok sehr international ist. Man ist nicht der Exot, bei weitem nicht der einzige europäische Ausländer (=Farang, abgeleitet von "Franke" oder "Franzose"), und sticht nicht heraus in der Vielfalt der kulturellen Einflüsse. Klar, man ist kein Einheimischer - aber das ist in Bayern schließlich auch nicht anders 😂.

Ohnehin sind die kulturellen Unterschiede zwischen Europäern und Thais nicht so wahnsinnig gravierend - im Gegenteil, wie ich finde. Sollte ich länger als vier Wochen in Bangkok leben, würde ich allerdings definitiv einen Kurs belegen, um die Sprache zu lernen und mich somit im Alltag besser verständigen zu können und (bis auf die paar Brocken Thai) nicht ausschließlich auf Englisch angewiesen zu sein. 

Apropos Thai: das Vokabular dieser Sprache mag vielleicht nicht gar so schwer zu erlernen sein - aber die Aussprache bzw. die Tonlagen haben es in sich! Es gibt ganze fünf verschiedene: neutral, tief, fallend, hoch und steigend. Und je nach benutzter Tonlage bedeuten zwei Worte mit derselben Orthografie etwas völlig anderes. Die Übersetzung von: "Grünes Holz brennt nicht, oder"? lautet jedenfalls: "Mai mai mai mai mai" 😂. Na klasse! Im Grunde aber nicht so weit entfernt vom Bayrischen, gell? Mei...

Gibt's auch was, was dich an Bangkok nervt?

Fragt mich mal, nachdem ich ein halbes Jahr dort verbracht habe! 😂 Aber klar gibt es da so einiges... zum Beispiel der Verkehr, die schlechte Luft und dass Nachhaltigkeit in dieser Megastadt noch immer ein Riesenthema und einfach nicht umzusetzen ist - egal, wie sehr man sich bemüht. Es nervt, dass alles doppelt und dreifach abgepackt wird und man im Supermarkt regelrecht darum kämpfen muss, keine Plastiktüte zu bekommen. Es ist schwer nachvollziehbar, dass Getränke im Café und in den zahlreichen Foodcourts in Plastikflaschen oder -bechern serviert werden, dazu noch mit Deckel und Strohhalm, auch - und das ist das Verrückte - wenn man das Getränk direkt vor Ort konsumiert.

Mich nervt auch, dass man als Fußgänger echt gefährlich lebt - das soll ja jetzt laut Stadtverwaltung nach und nach verbessert werden - und dass das öffentliche Verkehrsnetz (noch) recht spärlich ausgebaut ist... aber auch das verändert sich gerade. Elektrofahrzeuge sind mittlerweile gang und gäbe und es wird inzwischen sogar eine neue BTS-Schiene direkt auf die alten (stillgelegten) Gleise gebaut, was natürlich begrüßenswert ist.

Was ist mein persönliches Fazit?

Könnte ich in Bangkok wohnen?

Auf jeden Fall! Sicher nicht für immer, aber für einige Monate im Jahr wäre das für mich durchaus eine Option. Gut, dass ich das jetzt weiß, dann kann ich bis zur Rente und vor allem, so lang ich noch fit genug bin, auch mal wieder in andere Länder reisen. Da gibt's nämlich noch so einige Ziele, die mich interessieren würden. Bangkok wird dennoch immer die Stadt meines Herzens bleiben. Denn an einem Ort mit solcherlei Graffitti-Botschaften kann man sich doch einfach nur wohlfühlen, finde ich...!

Und damit mir das Heimkommen nicht ganz so schwerfällt,

hat mir die liebe Claudia eine wunderschöne, (selbst bemalte?) Karte geschickt -

und ein paar Tage später noch ein "Farbwunder"-Kettchen mitsamt guter Laune...

Herzlichen Dank, Claudia! 💚