Sunday Colours - Felsen und Bäume

Nach meinem Urlaub auf Gran Canaria hatten wir gleich am zweiten Arbeitstag Supervision, und mir fiel tatsächlich erstmal gar nichts ein, worüber ich sprechen wollte. Hal-lo, direkt nach dem Urlaub bin ich doch froh, mich noch daran erinnern zu können, dass ich überhaupt irgendwo arbeite. Irgendwie ging es um das Thema "pädagogische Haltung" und wir sollten aus wunderschönen Fotokarten ein Bild wählen, welches dieser entspricht - und uns dazu noch einen Satz überlegen. Ich muss zugeben, dass ich mich nach all den Jahren ein wenig schwer tue, eine echte "pädagogische Haltung" an den Tag zu legen, ohne mich innerlich vor Lachen zu schütteln (und das ist völlig frei jeglicher Abwertung den Kindern gegenüber - ganz genau das Gegenteil ist der Fall! Ich sehe mich nämlich nicht als "Pädagogin" à la "Komm, ich zeig Dir die Welt, denn ich hab Ahnung und Du nicht..." - aber das auszuführen, dazu reicht so ein Post nicht aus - und ich möchte Euch schließlich auch nicht langweilen.)

Jedenfalls brauchte ich nicht mal drei Sekunden für das Foto (Weißkopfseeadler im Flug) und meinen Satz: wer frei sein will, muss Verantwortung übernehmen. Danach hätte ich eigentlich Kaffee trinken gehen können, aber da ging's erst los. Wir sitzen da ja schließlich nicht zum Spaß rum.

Ich kann Euch gerne verraten, dass sehr häufig Karten gewählt wurden, die stark verwurzelte Bäume, Leuchttürme in der Brandung oder Felsen zeigten. Und Sätze gebildet wurden wie: die Ruhe im Sturm, ich bin für dich da, der Fels in der Brandung... eigentlich, wenn man so will, bestand das gesamte Großteam aus Felsen und Bäumen, außer mein eigenes Kleinteam, also meine langjährige Kollegin, die Praktikantin und ich. Nix Bäume und Felsen. Ha! Von wegen! Wir sind: ein Wildpferd, ein Vulkan und ein Weißkopfseeadler. Ja, ja, ich weiß schon: die armen Kids! Aber da müssen die halt durch.

Über diese Symbolkarten musste ich hinterher noch lange nachdenken. Schon spannend, was Symbole in uns auslösen.  So ein Felsen-Dasein ist für mich nämlich null erstrebenswert: statisch, alt, mächtig, erhaben und in sich ruhend. Selbst, wenn er sich durch die Stürme und Winde verändert und aushöhlen lässt, bleibt er doch unbeweglich...  und ist für mich ein Beweis, dass Unbeweglichkeit letzten Endes auch noch hohl macht...! (Das geht natürlich nicht gegen diejenigen, die diese Karten gewählt haben, entscheidend ist, was man mit dem Symbol verbindet!).

Und Bäume... ja, ja, Wurzeln und so. Wachsen. Sind stabil. (Ich, das Stück Treibholz in den Wellen, hab's kapiert). Ich bin nur nicht so der Fan dieser "Wurzel"-Geschichte, denn sie lässt Menschen auch sehr statisch und unbeweglich bleiben... nicht falsch verstehen: alle dürfen gerne ihre Wurzeln behalten - nur sollte es möglich sein, sich dieser modrigen Dinger auch mal zu entledigen. Na, ist doch wahr: für mich ist das ein Grund, warum Integration nicht funktioniert.

Nö, da bin ich doch lieber ein Weißkopfseeadler. Für mich ein starkes Symbol für Freiheit und Individualität. Als Wappentier der Vereinigten Staaten fliegt er nicht nur über die einstige "neue Welt" - "o'er the land of the free and the home of the brave" (wo grundsätzlich jeder, der dort geboren wird, als Amerikaner gilt) sondern er braucht dem Sturm nicht zu trotzen, indem er sich gegen ihn stellt. Nö - er breitet die Schwingen aus und fliegt einfach mitten in den Sturm hinein. Und lässt sich von ihm tragen und weiterbringen!

Wisst Ihr was: je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich von diesem Symbol eingenommen. (Also, bei den Ausführungen über Amerika gehe ich davon aus, dass Euch klar ist, dass mir klar ist, dass es sich hierbei um die Grundidee handelt - dass das Land heute von Hohlköpfen regiert und der "American Dream" zur Worthülse verkommen ist... schon klar.)

Wie Ihr auf den Fotos seht, gab's auf meinen morgendlichen Spaziergängen genug Felsgestein... gottseidank auch wirklich statisch! Da rollte und löste sich jedenfalls nix 😅...

Damit jetzt diejenigen, welche meinen letzten Post gelesen haben, nicht womöglich denken, dass nach dieser etwas missglückten Anreise meine Urlaubswoche auf Gran Canaria nicht schön gewesen wäre... nö. Sie war genau so, wie ich sie mir vorgestellt hab. Ich habe so gut wie nichts "unternommen", außer dass ich gelaufen bin. Also, nicht etwa "gelaufen" im Sinne von Joggen, sondern im Sinne von "flott zu Fuß gehen" - entweder nach und durch Las Palmas City, kilometerweit und stundenlang am Strand entlang, auf Wanderwegen, zwischen Dünengras, Sand und Felsgestein... auf hartem, weichem, nassem und staubig-trockenem Untergrund... und, naja, auch mal durch ein Geschäft oder Kaufhaus😀... um mich beispielsweise zu informieren, wie die spanischen Ladenketten die neue Frühjahrsmode interpretieren.

Bluse: Esprit

Hose: Zara

Tasche: Monoprix

Schuhe: Adidas

Brille: Furla