Sunday Colours: Systemtheorien, Kurztrip nach Südtirol und über das "Sich Ärgern"...

Wie in jedem Jahr war ich in der letzten Woche auf einer Fortbildung und wie in jedem Jahr herrscht in dieser Woche Urlaubssperre für alle Mitarbeiter/innen der gesamten Einrichtung. Die Vorteile daran: ich bekomme gutes vegetarisches Bio-Essen eines bekannten Münchner Catereres (es ist wirklich gut!) und lerne auch mal neue Stadtteile kennen... zum Beispiel Riem, wo ich sonst ja nicht so hinkomme. Ich treffe auf immer wieder neue Menschen (meistens jüngere Frauen, die sich mit Begeisterung auf alle Theorien der Gesprächsführung stürzen, daraufhin meist eine systemische Zusatzausbildung machen, anschließend schwanger werden und nie mehr wieder in den Job zurück kehren... ich sag nur: Montag bis Freitag bis 17.30 Uhr, ich bitte Euch!).

Über die Nachteile lasse ich mich jetzt nicht aus... bin ja schließlich ein positiver Mensch! Nur so viel: auf diesen Fortbildungen schiele ich regelmäßig auf die Bio-Schokokekse, obwohl ich ansonsten kein Problem mit Zuckerverzicht habe. Aus Verzweiflung! Und trinke Unmengen von Kaffee, um nicht im Sitzen einzuschlafen...

Aber Wunderfragen, Refraiming, Kommunikationsregeln nach Rogers, Watzlawik und Bio-Schokokekse sind glücklicherweise schon wieder komplett von meiner Festplatte gelöscht, weil ich seit Donnerstag im wunderschönen Südtirol bin! Dort treffe ich mich zu Ausflügen (tja, meistens zum Essen!) mit meinem Vater und meiner Stiefmutter, wohne aber in einem eigenen Ferienappartment, was, wenn ich so drüber nachdenke, gar keine so schlechte Sache ist. Damit ich nicht immerzu essen muss und auch mal zum Wandern komme.

Theoriebesessenen jungen Kolleg/innen kann ich nämlich aus eigener Erfahrung nur raten, sämtliche erlernte Gesprächsregeln schnellstens zu vergessen (vor allem, wenn man es mit echten Menschen in real life zu tun bekommt!) und lieber mehr Wanderungen an der frischen Luft zu unternehmen. Letzteres bringt nämlich viel mehr!

Aber auch wenn ich der Ansicht bin, dass zu viel studieren nicht unbedingt von Vorteil im Umgang mit echten Menschen ist - in Italien, und auch in norditalienischen Städtchen sollte man eine Sache doch ganz genau studieren; und zwar die (zugegebenermaßen echt verwirrenden!) Schilder auf öffentlichen Parkplätzen, denn sonst kann's sein, dass in der Früh statt des eigenen Autos ein Fischhändler mit seinem mobilen Stand, umkreist von ein paar Carabinieri, einem sich nahezu unerträglich aufspielenden bayrischen Touristen und einem kauzigen Typen vom örtlichen Abschleppdienst genau dort stehen, wo eigentlich der Wagen hätte sein müssen...

Jeder, der jetzt sagt, dass es nichts bringt, sich deshalb aufzuregen, hat Recht. Ja, ja! Trotzdem hätte ich mich grün und blau ärgern können: über die Zeit, die mich dieser Zwischenfall gekostet hat - und klar, auch über das dumme Geld. 170 Euro tun schon weh...

Aber eines ist schon interessant: immer, wenn es darum geht, dass man einen Fehler gemacht hat (und ganz ehrlich: in diesem Fall gab es einen korrekt gezogenen Parkschein plus insgesamt zwei widersprüchliche Schilder - also, alles sehr verwirrend und der Fehler daher sehr verständlich..), tendieren viele Menschen dazu, einen Verantwortlichen zu suchen, dem sie die Schuld zuweisen können. Der bayrische Tourist wollte jedenfalls den Ober-Carabiniero, den Vorsitzenden des Tourismusverbandes und dann auch noch den Bürgermeister sprechen - und zudem würde er nie im Leben bezahlen, bevor er nicht mit seinem Anwalt gesprochen hätte... bla bla bla. Gähn!

Als wir beide, der Reden schwingende Herr und ich, schließlich beim Abschleppdienst am Tresen standen (ich wurde immerhin im klapprigen LKW dorthin mitgenommen!), bezahlte er natürlich umgehend die Rechnung. War eh klar. Aber zuerst natürlich das ganze Theater veranstalten! Auf meine (zeitlichen) Kosten! Mann, ich hasse sowas.

Und logisch hab ich mich auch geärgert - über meine eigene Dummheit, über den Zeit- und Geldverlust - und über die verbalen Dampfwolken des Herrn aus Bayern... hey, bin schließlich nicht der Dalai Lama! Aber egal, Schwamm drüber. Meinem Vater hab ich klar gemacht, er müsse mich jetzt halt finanziell "aushalten", was das Essen gehen angeht... da ich leider schon mein Budget gesprengt habe 😀. Ist aber zum Glück eh kein Thema!

Beim Wandern kann ich gut abschalten bzw. über solche Dinge wie das "sich ärgern", Eigenverantwortung und all sowas nachdenken - und natürlich: die südliche Sonne und den Frühling (der hier auf jeden Fall schon viel weiter fortgeschritten ist als daheim!) genießen... und das wünsche ich Euch auf jeden Fall: viel Sonne und wunderbare Oster-Feiertage!