Sunday Colours: Baby, I was born to run...

... und das stimmt echt! Da ich ja noch immer "unter Sozialpädagogen-Rudeln" - also zumindest den wenigen verbliebenen (die stehen nämlich auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten!) - arbeite, weiß ich, wovon ich spreche. Manchmal hält man diese ewigen Allesversteher*innen ja auch nur aus, wenn man nach 6 Stunden beziehungsweise 4 Tagen wieder abhauen kann. Oft muss ich dann im Auto laut Heavy Metal hören und dazu heftig headbangen, nur, um diesen "Piep piep piep, wir ham uns alle lieb!" - Tinnitus wieder aus dem Ohr zu bekommen...😁

Und bevor mir boshafte Lästerei oder gar schwache Nerven unterstellt werden: Heavy Metal, regelmäßiges Headbangen und eine 24-Stunden-Woche haben aus mir eine Art stets tiefenentspanntes, gut gelauntes menschliches Teflon gemacht (vermutlich wegen der geschüttelten Gehirnzellen, die sich danach leider irreversibel verabschieden...!)... außerdem: ich selbst bin ja keinen Deut besser! Duuhu, ich kann auch alles verstehen, glaub mir, dieses Weicheiige hab ich schließlich auf die harte Tour lernen müssen.

Born - natürlich auch to run - aber erstmal to stay. Wie wir alle mehr oder weniger. Na ja, als Wickelkind kann man sich ja auch schlecht einfach so auf die Harley schwingen und in den Sonnenuntergang brettern. Schade eigentlich, denn das hätte eine Menge armer hilfloser Wesen wohl davor bewahrt, an ihrer ersten Mission, zum Beispiel die Ehe der Eltern zu retten, kläglich zu scheitern. Macht sich später auch nicht so gut im Lebenslauf... das Scheitern, meine ich. Völlig zu Unrecht, wenn Ihr mich fragt.

Ich erwähne das hier nur, damit Ihr wiederum versteht, dass es auch mich immer schon gebeutelt hat... dieses Gefühl, mich immer zwischen allen Stühlen, Welten, Zeiten, Parteien und Meinungen zu befinden, während ich alle und alles irgendwie verstehen kann - oh ja, das hab ich sowas von drauf! Meine mediatorischen Fähigkeiten sind klasse, an meinen Gewissensbissen hätte Freud seine Freud' gehabt und mein Rechtfertigungszwang ist legendär... außerdem hör ich die Flöhe husten. Selbst, wenn die sich nur ganz leise räuspern.

Schon irgendwie merkwürdig, das Leben und die Menschen und so. Wie wir so sind und warum wir so sind, wie wir sind. Und weshalb wir uns eigentlich gar nicht so groß ändern. Tut mir jetzt echt Leid für all die unausstehlichen Kotzbrocken, die ebenfalls auf dieser ansonsten so wunderschönen Erde wandeln, aber nein, wir ändern uns viel weniger, als uns möglicherweise lieb ist. Tja, für manche halt einfach ziemlich blöd gelaufen, könnte man sagen.

Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb finde ich, dass sich ein mitfühlender (doch, das muss bitte!) Blick zurück - auch, wenn Verdrängung im fortgeschrittenen Alter natürlich immer mehr an Attraktivität gewinnt - meistens lohnt (außer vielleicht bei 99jährigen Serienmördern, die sollten sich der Gesundheit wegen eher schonen). Für andere zahlt es sich aber meiner Ansicht nach aus, selbst im bedrohlichen Schatten der atomaren Auslöschung der gesamten Menschheit.

Dabei geht's natürlich nicht um dieses ganze "Groll-Schuld-Scham"-Gedöns, sondern um eine wohlwollende, ehrliche Rückschau, um sich und seine verkorksten Handlungen besser einordnen zu können. Mir jetzt komplett wurscht, wenn das jetzt nach Küchenpsychologie klingt. Ich bin unbedingt dafür, mit sich selbst ins Reine zu kommen, das muss ja nicht zwingend in endloser, schwachmatiger Selbstbeweihräucherung enden.

Vielleicht schafft man es dann auch mal, den hustenden Flöhen zu sagen, sie mögen gefälligst ein Bronchikum einnehmen! Und wenn nicht, was soll's? Ich selbst finde ja eh, dass diese Fähigkeit mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt - und möglicherweise gibt's eh immer nur das Gesamtpaket. Bei Hypersensibilität ist ein dickes Fell eben leider nicht inklusive.

Auch Allesverstehen hat mannigfaltige positive Aspekte. Inzwischen weiß ich zum Beispiel ganz genau, warum Weglaufen manchmal die bessere Option für mich ist, wieso Abschiede für mich echt kein Ding sind (und ich nicht checke, warum andere da immer so ein großes Brimborium drum machen!), weshalb ich mich unter Menschen für ein, zwei Stunden einigermaßen wohl fühle, es aber dann auch wieder reicht, wieso ich manchmal immer noch (aber es wird besser!) lüge, um andere nicht zu verletzen - z.B. bezüglich der oben genannten Dinge. 

Will's mir ja auch nicht restlos bei allen verschei..., äh, verscherzen (außer bei Serienmördern, Menschen, die mit Atomwaffen drohen oder sonstigen unausstehliche Kotzbrocken, da ist es sogar mir egal!). Bitte entschuldigt übrigens meine rüde Ausdrucksweise. Selbst die Kinder schelten mich, weil ich z.B. mal "chillen" gesagt habe. Das sei Jugendsprache und somit verboten. Öhhm, okaaaay... hab's mal wieder echt verkackt. Wo ich doch an sich so ein netter Everybody's Darling bin 😁!

Tut mir Leid (=Entschuldigungs- und Rechtfertigungszwang!), 

dass ich dieses Kleid schon wieder zeige, 

aber ich hatte grad keine anderen Fotos mehr zur Hand...😁

OUTFIT:

Kleid: Cartoon

Strick-Weste: 2. Hand

Tasche: aus Bamberg (2020)

Schuhe: Gabor (2021)

Ring und Ohrringe: alt