Sunday Colours: Husten, wir haben ein Problem!

Ähem, ähem. Chhrr, chhrr, keuch, rassel, schepper, ratter, klirr! Na, Ihr könnt's Euch bestimmt auch ohne weitere comichafte Untermalung vorstellen, wie sich so eine verschleppte fiebrige Bronchitis anhört, wenn man wie ich am Ende des Jahres noch meint... na ja, nicht gerade die Heldin spielen zu müssen, aber zumindest aufs Vergnügen nicht verzichten zu wollen. Frei nach dem Motto: Ignoranz ist die beste Medizin, und ich geh nach der ersten Krankschreibung nur wieder zur Arbeit, weil ich nämlich auch unbedingt zur Weihnachtsfeier will, und wenn mir einer blöd kommt, dem hust' ich was! Har har.

Außerdem: ein Erkältungsbad hilft doch immer. Unbedingt! Vor allem, wenn man wie ich so lange mit dem Kopf unter Wasser taucht, dass anschließend das linke Ohr trotz Schütteln und Wiegen des Kopfes, Rütteln und Bearbeiten der äußeren Ohrmuschel mit dem Finger und schließlich dem verzweifelten Versuch, mit Hilfe eines Wattestäbchens... ja ja, ich weiß schon: das sollte man niemals machen!... taub bleibt. Zum Glück ist der nächste HNO mit dem Online-Termin gleich am nächsten Morgen zu Fuß erreichbar, Vorteil einer Großstadt. 

Was ich allerdings weniger bedacht habe, sind die schön festgetretenen, daher inzwischen spiegelglatten Schneeflächen auf meinem Weg dorthin. Nachteile einer Großstadt! Trotz Vorsicht rutsche ich trotzdem aus und falle seitlich auf Hüfte, Ellbogen und Schulter. Aber dann - he, es ist schließlich kurz vor Weihnachten! - kommt sofort ein junger Mann herbeigeeilt und hilft mir beim Aufstehen, während ich asthmatisch röchelnd, fast gehörlos und inzwischen auch noch halbseitig gelähmt beteuere, dass alles in bester Ordnung sei. 

Allerdings würde ich vermutlich noch mit abgetrennten Gliedmaßen in einer Blutlache liegend beteuern, dass alles in Ordnung sei - "alles in Ordnung" ist ja ohnehin ein äußerst dehnbarer Begriff und man will wildfremde Leute ja nicht mit dem eigenen Befinden belästigen. Das macht doch irgendwie alt, findet Ihr nicht? Zum Glück ist jedoch nichts gebrochen (hab ich eigentlich mal erwähnt, dass ich mir noch nie im ganzen Leben etwas gebrochen habe - außer vielleicht das Herz! - nicht mal den kleinen Zeh? Liegt vermutlich an meiner enormen Flexibilität!).

Außerdem machen das vom HNO-Arzt kurze Zeit später wieder ausgespülte, "freie" Ohr und das damit verbundene gute Gefühl, wieder fast vollständig am Leben teilhaben zu können, die paar Prellungen und blaue Flecke eh wieder wett. Leider höre ich mein nerviges Gehuste jetzt auch wieder deutlicher, und unglücklicherweise nicht nur ich. Da ich seit Jahren unter so genanntem "stillen Reflux" und dem ohnehin damit verbunden mehr oder weniger chronischen Dauerhusten leide (Lehr- und Erziehungsberufe sind hier übrigens überdurchschnittlich oft betroffen, wie ich gelesen habe!), weiß ich jetzt auch nicht mehr, was jetzt in welche Schublade gehört...

Als meine Kollegin wegen meiner andauernden, keuchenden und bellenden Husterei schon etwas genervt mit den Augen rollt und bemerkt, dass ich mich von Tag zu Tag schlimmer anhöre, mache ich endlich einen Termin mit meiner Hausärztin, die mir übrigens wiederum ihr Leid klagt, weil es ihr auch nicht gut gehe, sie sich aber wegen ihrer Selbstständigkeit nicht so einfach krankschreiben lassen könne (hab ich eigentlich schon erwähnt, dass alle anderen mir immerzu ihr Leid klagen? Ich scheine das irgendwie anzuziehen, wie so eine Art mobile Beratungsstelle auf zwei Beinen...!). Sie verschreibt mir ein Antibiotikum und ordnet strikte Bettruhe an. Ich wünsche ihr gute Besserung.

Versteht mich bitte nicht falsch, natürlich möchte ich auch hier im Blog keinesfalls den Eindruck vermitteln, Euch mit meinen Wehwehchen zu langweilen. Außerdem befinde ich mich gerade in allerbester Gesellschaft, alle husten nämlich. Und am oberen Beispiel kann man doch wieder mal gut erkennen, wie das so ist mit den so genannten "Negativspiralen"... irgendwie bleibt es doch nie bei nur einer blöden Geschichte, sondern wenn man mal im Teufelskreis der Gebrechen gefangen ist, gibt's beizeiten wohl kein Halten mehr.

Irgendwann kommt nämlich so ein Punkt im Leben, da denkt man viel über die Gesundheit nach und - was noch wesentlich schlimmer ist: man fängt an, fast nur noch über seine Befindlichkeiten und die damit verbundenen Sorgen zu reden, statt über Träume und Pläne und das, was man liebt. Außerdem beginnt man, verrückte Dinge zu tun, wie sich warmes Olivenöl ins Ohr zu träufeln - bitte nicht nachmachen, auch wenn's laut Internet angeblich das Ohr freimachen soll...! Und das gehört noch zu den harmloseren Aktionen, ich sag's Euch!

Humor, Rigorosität und Optimismus helfen grundsätzlich bei den üblichen Zipperlein. Ein wenig Jammern hilft übrigens auch, denn Leute, die sich offensichtlich nie beklagen, sind ja auch irgendwie suspekt, um nicht zu sagen, äußerst merkwürdig. Wir sind schließlich alle keine Superhelden und nichts geht einem mehr auf den Geist als diejenigen, die märtyrerhaft so tun, als sei ständig alles in bester Ordnung (kommt mir das etwa bekannt vor? Ah, geh, Schmarrn!).

Aber irgendwann muss ja auch mit der Jammerei mal Schluss sein, weil sie auf Dauer natürlich nichts wirklich besser macht. Im Gegenteil. Hmmm... hab ich aktuell eigentlich ein paar Tipps für Euch auf Lager? Außer: kein Olivenöl ins Ohr, bei Eisglätte aufpassen und ungefragt bloß keine Tipps geben lassen, aber das wisst Ihr ja eh schon längst, meine klugen Leserinnen! Kommt bitte wohlbehalten und gesund ins neue Jahr!

OUTFIT:

Strickkleid: Opus

Pulli: 2. Hand

Tasche: aus Meran

Boots: Gabor

Schal mit Merinowolle: da Sempre

Ring: DIY

LOCATION:

Frauenkirche, München