Sunday Colours: Ehrenlos durch die Nacht...

Man sollte Worte und Sprache möglicherweise etwas ernster nehmen, denn sie spiegeln in unvergleichlicher Weise den aktuellen Zeitgeist. Insbesondere die so genannte Jugendsprache tut dies in teilweise erstaunlicher Konsequenz, wie ich finde. Während auf den Schulhöfen der Gymnasien und Realschulen gerade gelittet und gefeelt wird, was das Zeug hält, und zwar meistens nice, awesome, manchmal zwar vollkommen lost, aber doch harmlos, geht es in den Mittel- und Förderschulen weniger denglisch zur Sache. Aber genau hier sind sie zu finden, die meiner Meinung nach besorgniserregenden Wortkreationen der Jugendsprache.

Was ich damit sagen will: es gibt Begriffe, die sind meines Erachtens nach nicht mehr wirklich lustig. Zum Beispiel die so genannte und seit Jahren in immer variantenreicheren Ausdrücken allgegenwärtige "Ehre". Tja, exakt diese Matz aka Bitch schleicht sich wieder in unseren alltäglichen Sprachgebrauch, und genau wie das auf Fahrtenmessern eingravierte, nationalistische "Blut und Ehre" der HJ, kriege ich dabei Kopfschmerzen bis Würgreflexe. Vielleicht übertreibe ich ja, oder täusche mich arg, aber die jugendsprachliche "Ehre" finde ich eben mindestens genauso bescheuert und womöglich nicht minder gefährlich. 

Ein "Ehrenmann" beispielsweise kümmert sich - laut Definition des aktuellen Jugendsprechs - nicht nur um seine Freunde, sondern auch "um seine Kinder – egal, ob er von seiner Frau geschieden ist oder sie nicht zusammenleben". Dazu kann ich nur sagen: wow! Welch innovativer Gedanke! Und weiter: "ein Ehrenmann schlägt keine Frau". Boah! Ist ja schon fast zum Niederknien edel! Tränen der Rührung schießen mir gerade ins Auge, wie Ihr Euch vorstellen könnt. Einem Mann, der keine Frau schlägt, dem muss man wahrlich den Ehrentitel verleihen!

Sorry, manchmal geht der Sarkasmus halt etwas mit mir durch... ich übersetze das mal eben in die ironiefreie Zone: 💣👾😡😱👹👺!!!

Aber mit diesem Supermachismo aus dem 19. Jahrhundert (als nächstes führen wir wieder das Duellieren ein, oder?) respektive den scheinbar ebenso dieser Zeit entstiegenen "Ehrenmännern" hört's ja unglücklicherweise nicht auf. Man kann jemandem beispielsweise "die Ehre nehmen" oder auch "die Ehre entwenden", indem man ihn im Videospiel besiegt oder im echten Leben disst oder was-weiß-ich-noch-alles. Und dann, Ihr ahnt es schon, ist derjenige eben "ehrenlos".

Letzteres Schicksal kann einen aber auch quasi per Geburt ereilen. Eben, indem man kein Ehrenmann ist. Übrigens, falls Ihr glaubt, ich hätte das alles hier nur ein bisschen gegoogelt und es fehle jeglicher Bezug zur Realität: in meinem Arbeitsalltag höre ich diese Begriffe täglich gefühlt hunderte von Malen, und ich kann Euch nur sagen: es frustriert unglaublich. 

Ach ja, und noch was: für diejenigen, welche jetzt einwenden, dass es "ehrenlos" laut Duden doch gar nicht gibt, sondern dass der korrekte Begriff eigentlich "ehrlos" heißen müsste: Gääääähhhn! Glaubt mir bitte, Grammatik ist inzwischen wahrlich nicht mehr das Problem. 

Denn das Problem ist eher, ich sag mal so: wenn ein niedriger IQ mit einem noch niedrigeren Selbstwertgefühl einhergeht, kommt dabei etwas heraus, was einen wirklich, oh wirklich zur Verzweiflung bringen kann. Mich zum Beispiel. Anderen kommt sowas allerdings gerade Recht. Den Rechten zum Beispiel, dem braunen, islamistischen und/oder sonstigen terroristischen Gesocks - beziehungsweise deren Machthabern. In vielen Fällen wachsen da nämlich perfekte kleine Lemminge heran, die Befehle niemals hinterfragen und für das Gefühl von Anerkennung und Zugehörigkeit alles geben würden, einfach alles. Für Ehre und Vaterland!?

Deshalb möchte ich hiermit betonen, dass ich persönlich kein Fünkchen Ehre im Leib habe! Ha! Was sagt Ihr jetzt? Lieber flieh ich ehrenlos durch die Nacht! Jawoll, ich desertiere! Mit weißer Feder am Revers und weißer Flagge in der Hand. Scheiß auf die Ehre und all ihre buckligen Verwandten! Ehre, wem Ehre gebührt, aber haltet mich da raus, Ehrenschwestern, bei meiner Ehr'! 

Und auf gut boarisch sog i jezad: hobe die Ehre. Oda hoid aa ned.

OUTFIT:

Kleid: White Stuff (2020)

Pulli: ?? (2023)

Leggings: alt

Schuhe: Gabor (2024)

Tasche: alt, 2. Hand

Ring: DIY

Sonnenbrille: dm

Schal: Da Sempre

LOCATION:

St.-Benedikt-Kirche, Schwanthalerhöhe