Sunday Colours - unbesiegbarer SOMMER!

"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt." Hach! Keiner hätte es besser ausdrücken können als Camus, und seine Worte verursachen mir immer wieder Gänsehaut. Im Fachjargon nennt man den "unbesiegbaren Sommer" übrigens "Resilienz". Das ist die Fähigkeit des Menschen, schwierige Lebensumstände und Belastungen ohne für körperliche und seelische Gesundheit gravierende Folgen zu überstehen. Zum Glück gibt es sowas, denn glaubt man den Statistiken und Forschungen aus Medizin, Soziologie und Psychologie, dann wären vielleicht so einige von uns drogensüchtig, kriminell und/oder eher tot. 

Weil aber der Mensch ein Mensch ist, drum lässt er sich nicht anhand von Zahlen beschreiben. Man kann ihn nicht in Schemata pressen und auch nicht mit Hilfe eines noch so umfassenden Handbuchs reparieren, wenn mal was kaputt gegangen ist. Tja, der Mensch ist zwar unberechenbar - aber leider auch nicht "unkaputtbar". Darin liegt zwar die Krux, aber auch die Chance: genau, wie man nicht weiß, was ihn krank macht, lässt sich bis zum heutigen Tag auch nicht sagen, was ihn wieder heil und ganz werden lässt. 

Ich bin davon überzeugt, dass Menschen wie ich, die mit anderen Menschen aus eher schwierigen Verhältnissen arbeiten, unbedingt an Resilienz glauben sollten, um nicht komplett zu verzweifeln und täglich das Handtuch zu schmeißen. Mir selbst fällt das zum Glück nicht so schwer, denn a) bin ich selbst ein positives Beispiel für Resilienz und b) habe ich in all den Jahren genug gesehen, um definitiv sagen zu können: man weiß es nie! Aber sowas von NIE! 

Menschen entwickeln sich zu völlig überraschenden Zeitpunkten in völlig überraschende Richtungen. Ich habe Kinder betreut, die enttäuscht vom Leben, voller Wut und Aggressionen oder völlig "leer" und depressiv waren. Und Jahre später habe ich sie wieder getroffen... und nicht mehr wieder erkannt! Sie haben irgendwie sozusagen die Kurve gekriegt, einen andere Richtung eingeschlagen, schienen stabil, voller Zuversicht, glücklich und ausgeglichen. Warum? Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, nach den Ursachen zu fragen. 

Logischerweise gibt es auch das Gegenteil. Wie ist das mit den Amokläufern? Oder den Serienmördern?  Hinterher sagen doch meistens alle, dass sie es nie für möglich gehalten hätten, dass ausgerechnet XY so eine Tat begeht - er war doch so ruhig und in sich gekehrt. Nie auffällig. Und so freundlich. Hat der Frau Meier aus dem 4. Stock immer die Einkäufe nach oben getragen...  

Aber zurück zum Angenehmeren. Stichwort unbesiegbarer Sommer: wie der hiesige Sommer, der auch heuer so flirrend, so warm, so frei und leicht daherkommt, so bewahre ich auch meine "Resilienz" wie einen Schatz in mir auf. Auch wenn es momentan nach außen vielleicht nicht so wirkt. So frei und leicht er auch sein mag, leider ist der Juli immer der Monat, der für mich am stressigsten ist. In der Arbeit kommt alles zusammen, Schuljahresende ist die Hölle, Abschiede, Neuaufnahmen, Gespräche, Termine... Sommerfeste an Samstagen und bei allen ist sowas von die Luft raus. Außerdem sitzen wir in der Arbeit nicht nur im schlecht isolierten Dachgeschoss (Sauna!), sondern momentan auch noch inmitten von Baustellen (Kreissägen und Presslufthämmer, sobald man die Fenster öffnet!)… ehrlich gesagt kann man auf diese Weise ganz gut testen, wer sich zum Amokläufer eignet und wer nicht. Privat kommen dann meist auch noch irgendwelche unaufschiebbaren Dinge dazu. Also, um SUNNYs Post-Überschrift "Der Juli ist mein Monat" etwas abzuwandeln: der Juli WÄRE mein Monat. Wenn er nicht immer so aus dem Ruder laufen würde...

Resilienz hin oder her, ich krieg im Juli regelmäßig die Oberkrise! Aber ich habe beschlossen: ich darf jammern. Auch, wenn das allgemein sehr verpönt zu sein scheint. Ist mir egal. Jammern ist jedenfalls besser als Amok laufen.

Damit geht's mir zwar nicht viel besser, aber ich habe soeben jammernd beschlossen, im nächsten Jahr alles anders zu organisieren, so dass ich nicht wie jedes Jahr hilflos reinrausche, als wüsste ich es nicht besser... naja. Ehrlich? Das beschließe ich jedes Jahr. JEDES EINZELNE VERDAMMTE JAHR... (ein Satz wie der Titel eines grottenschlechten Italo-Westerns). Sobald ich danach den ersten Tag im Urlaubsort weile, vergesse ich es sofort wieder. Echt jetzt. Als hätte ich kein Hirn!

Wie ein Stehaufmännchen immer wieder die selben Fehler zu machen, weil man das Negative sofort wieder vergisst... ist das jetzt auch Resilienz - oder bereits Demenz? Bin mir da nicht so sicher. Oder beispielsweise so zu tun, als schwebe man leichten Fußes durchs sommerliche Kornfeld, obwohl die stacheligen Dinger meine Beine pieksen wie sonstwas! Na, und überhaupt: so zu tun, als habe man die Muße, durch ein sommerliches Kornfeld zu schweben, obwohl man am Liebsten kopfüber nach vorn kippen und auf der Stelle einschlafen möchte... 

Unbesiegbarer Sommer. Pffffff! Ihr merkt es vielleicht. Ich bin ganz leicht urlaubsreif! 😪

Kleid: S. Oliver

Schuhe: Tamaris

Hut: ??

Tuch: Hallhuber

Sonnenbrille: Moschino

Tasche: aus Bali