COLOURS OF THE WORLD: DIRNDL-(CON)FUSION!

Vom 19. September bis zum 4. Oktober 2020 hätte es stattfinden sollen, das Oktoberfest in München, zu dem auch diesmal rund sechs Millionen Besucher aus der ganzen Welt erwartet worden wären. Ganz bestimmt hätte ich mich mal wieder über vollgekotzte Hauseingänge, vermüllte Straßen und verstopfte U- und Trambahnen aufgeregt. Auf meinem Balkon wären mir die Hubschrauber am Himmel fast auf den Kopf gefallen. Zudem hätte ich, je nach Windrichtung, von früh bis spät das sich in regelmäßigen Abständen wiederholende Kreischen der Leute, die in den Superloops, Megaspins und Free Falls säßen, vernommen, superloop-mäßig die Augen gerollt und gedacht, dass es zum Glück bald ja auch wieder vorbei wäre...

Aber dann hätte ich mich bestimmt doch noch selbst überredet, mich in mein Dirndl zu schmeißen und trotzdem mal raus zu gehen. Wenigstens einmal. Wenn ich eh schon in der Nähe bin. Nur zum Schauen. Auch wenn ich dort vermutlich Ewigkeiten verzweifelt nach einem Platz gesucht und im Anschluss noch einmal bis zu einer Stunde aufs Hendl und die Radlermaß gewartet hätte, mit wildfremden, meist alkoholisierten Menschen Hintern an Hintern auf unbequemen Holzbänken eingepfercht gewesen wäre (und die Hintern der anderen garantiert mal wieder viel mehr Platz beansprucht hätten als meiner. Ist nämlich jedes Jahr so!). 

 

Mit Sicherheit wäre mir von all dem Lärm, dem Sprechen und Lachen und Schreien und Singen auf italienisch/englisch/portugiesisch/japanisch/deutsch schwindlig geworden, man (vielleicht sogar ich selbst) hätte mir Bier auf Rock und Bluse gekippt... nach Maß und Hendl hätte ich im korsettartigen Dirndl-Oberteil vermutlich nach Luft gejapst wie ein Fisch auf dem Trockenen. Noch dazu hätte ich irgendwann ein Bedürfnis verspürt, wäre schließlich 30 Minuten in der Schlange vor dem Klo angestanden und hätte danach vermutlich weitere 30 Minuten orientierungslos meinen Partner gesucht, während mich schwankende und brüllende Besoffene von rechts, links, vorne und hinten durch die Menge geschubst hätten, direkt in die Arme der auf mich zustürmenden Bedienung mit den 14 turmartig aufgebauten Bierkrügen im Arm, welche sich bereits bedrohlich zur Seite neigten... aaargh! 

Nach einem missglückten Hechtsprung seitwärts, geprellten Rippen und gefühlt weiteren 3 Stunden hätte ich meinen inzwischen verzweifelt winkenden Liebsten rein zufällig doch wieder in der Menschenmenge entdeckt - und wäre abschließend ganz bestimmt noch über vier bis sieben Australier gefallen, um zu ihm bzw. zu meinem Platz zu gelangen... nur um 5 Minuten später festzustellen, dass ich eigentlich schon wieder aufs Klo müsste. Und zu allem Überfluss hätte die Kapelle dann noch jeglichen Anflug von guter Stimmung mit "Heyyyy Baby, uh- ah!", "Komm, hol das Lasso raus!" oder "Ein Prooosit der Gemüüüt-liiich-keeeiiit!" übertönt, und fremde Rücken, Ellbogen und Hintern hätten mich zwangsgeschunkelt, ob ich nun gewollt hätte oder nicht! Gar nicht zu reden von dem klebrigen Mandelzeugs, das ich dann wohl doch auf dem Nach-Hause-Weg trotz aller Vorsätze frustriert in mich hineingefuttert hätte... weil's eh schon wurscht is. Aber ein wenig gebangt hätte ich wohl schon um die Stabilität des Korsetts sowie der Zahn-Füllungen... ob alles wohl hält...?

Aaahaaaber: all das fiel ja 2020 aus! Wegen eines kleinen, unscheinbaren Virus (Virusses?), das allem die Krone aufsetzt. Eigentlich könnte ich jetzt jubeln: "Yeah! Corona sei Dank muss ich mich heuer nicht all diesen Foltern aussetzen. Wie froh, wie erleichtert, wie glückselig ich doch bin! Halleluja!".  Eigentlich. Aber irgendwie... ich meine ja nur, na hört mal! Keine Bomben, keine Taliban, keine unsicheren und schrecklichen Vor- und Nachkriegszeiten verhinderten bislang jemals das jährliche "O'zapft is!". 

Natürlich wollte und will niemand ein "Mega-Ischgl" oder eine Gigaspread-Party, auf der die hübschen Virchen ratz-fatz verbreitet und anschließend in Windeseile gleich mehrmals über den gesamten Globus geschleudert werden, dass es grad so pfeift! Auch, wenn der Tag der Entscheidung im April für viele, allen voran OB Dieter Reiter ein "emotional schwieriger Moment“ gewesen war, stand es logischerweise nie zur Debatte, das Oktoberfest stattfinden zu lassen. Und dennoch.... trotz allem, was mir Jahr für Jahr für Jahr wiesnbedingt gehörig auf den Keks geht, trotz fremden Hintern, Geschubse und Gebrülle, trotz "ein Prosit...!"... eigentlich würd ich mich freuen wie eine Bierkönigin, wenn es im nächsten Jahr mal wieder klappen könnte...! 

Ich würd auch wieder hingehen.

OUTFIT:

Dirndl: von 2018

Bluse: Michael Kors (TkMaxx, 2019)

Schuhe: Gabor (2019)

Tweed-Tasche, Schaf und Blumenbrosche: von Harris, Hebriden, Schottland

Blazer: Opus (2017)

LOCATION:

auf der (leeren) Wiesn am 4. Oktober 2020

😭😭😭

Aus gegebenem Anlass präsentiere ich Euch heute eher eine DIRNDL-CON-FUSION... 😁, 

statt nur FUSION. Diesmal mit ein paar "Scottish vibes"... in Highlander-Farben, 

also GRÜN wie saftiges Gras der Hügel, BRAUN wie die weiche, torfige Erde 

und ein Schuss vom WEINROTEN und MAGENTAFARBENEN Heidekraut...

Und SO hab ich mein Dirndl bisher getragen:

September 2018: "Dirndl-Fjuuschän" mit Shirt, Jeansjacke und Tasche aus Singapur

Wiesn 2018

Mai 2019: mit Bluse aus Singapur und "Asia"-Flair

Wiesn 2019