Genuss in vollen Zügen! Unterwegs mit dem Deutschlandticket: Besuch bei Sieglinde in NÜRNBERG

Bevor wir beide allerdings so herzlich in die Kamera lächeln konnten, gab's noch so einige - ich sag mal: Startschwierigkeiten - zu überwinden. Wie Ihr ja möglicherweise noch wisst, ist es mir mit meiner neuen Blogserie GENUSS IN VOLLEN ZÜGEN ein Anliegen, das so gehypte Deutschlandticket (für 49 Euro monatlich im Abo sämtliche Regionalzüge inklusive ÖPNV deutschlandweit ohne Zusatzkosten nutzen) auf Herz und Nieren zu prüfen. 

Und hey, aller Anfang ist halt schwer, besonders für die Deutsche Bahn, die an diesem Morgen schon mit der Bereitstellung des Regionalzugs nach Ingolstadt überfordert schien. Mei, kann passieren. So ein Zug wiegt ja auch so einiges... und wer weiß, mit welchen Problemen da gekämpft wurde, vielleicht weigerte sich der Heizer, die Kohlen ins Feuer zu schippen...?😁 Dafür wimmelte es von herumirrenden Menschen auf den Gleisen. 

Dass schon der erste Zug komplett ausfiel (wie den Wartenden dann doch freundlicherweise irgendwann mitgeteilt wurde) und ich statt der geplanten 1 Stunde 48 Minuten - äh... ganze dreieinhalb Stunden nach Nürnberg brauchte, was an der Route des Ersatzzuges und an der Baustelle auf der Strecke lag, tat meiner urlaubsbedingten Entspannung keinen Abbruch. Auch Sieglinde zeigte sich zum Glück zeitlich sehr flexibel... und so konnten wir das geplante Treffen einfach um ein paar Stunden nach hinten verschieben.

Ein Glück, den sonst hätte ich diesen tollen Ausblick auf Nürnberg 

vom Motel One am Hauptbahnhof als "Einstieg" verpasst...

... wo wir uns erst einmal einen Cappuccino gönnten und uns ein bisschen kennenlernten.

Wie Sieglinde (Ihr Online-Shop und Blog heißt Da Sempre) vorher bereits angekündigt hatte, sollte mein Nürnberg-Besuch unter dem Motto Auf den Spuren von Maria Sibylla Merian stehen, und Sieglinde schaffte es auf anschauliche, lebendige und kurzweilige Art, mir nicht nur Maria Sibylla, sondern auch Nürnberg, das ich zuvor nur aus einer anderen Perspektive kannte (und zwar aus der einer weitgehend unkultivierten Studentin!) ein ganzes Stückchen näher zu bringen. Danke nochmal, Sieglinde, für diese tolle Stadtführung, die bereichernden Gespräche, mehrere Einladungen und überhaupt: deine Zeit, Flexibilität und Begeisterung.

Ich geb es unumwunden zu: bevor ich in diesen Genuss kam, war mir Maria Sibylla Merian bis auf den Namen wie so vielen anderen bis heute unbekannt. Frauen in der Geschichte halt. Hier mal sehr knapp gefasst (nachlesen könnt Ihr woanders eh viel besser): Maria Sibylla, Naturforscherin und Künstlerin, 1647 in Frankfurt am Main geboren und aufgewachsen, mit dem Ehemann nach Nürnberg gegangen, nach ihrer Scheidung mit den Töchtern in Friesland in einer Labadisten-Gemeinde gelebt, sich danach in Amsterdam ein neues Leben aufgebaut, war eine wahrlich moderne Frau ihrer Zeit. 

Sie führte ein bemerkenswertes Leben, welches sie nicht nur an verschiedene Orte und auf abenteuerliche Reisen in die damalige niederländische Kolonie Surinam (Südamerika) führte, sondern auch durch strategische Klugheit und Kreativität geprägt war. So schaffte sie es nicht nur, als Frau im 17. Jahrhundert bereits zu Lebzeiten zur angesehenen Künstlerin und Forscherin zu avancieren (keineswegs üblich!), sondern auch, sich aus so manch verzwickter Lage - beispielsweise einer unglücklichen Ehe - zu befreien, ohne dafür über die Maße büßen zu müssen, wie es für eine Frau zu der Zeit sonst normalerweise unumgänglich gewesen wäre.  

Sieglinde imponiert diese Klugheit besonders: "Ihre Scheidung hat sie raffiniert erreicht: Sie ist Labadistin geworden und ihr Mann wollte evangelisch reformiert bleiben. So konnte sie – ohne irgendwelche anderen Gründe zu benötigen und ohne persönlich in Erscheinung treten zu müssen – über diese kirchliche Schiene die Scheidung bekommen, auch wenn es etwas gedauert hat. Denn eine Ehe in dieser Zusammenstellung war Labadisten nicht möglich." 

Dass sie sich nach 5 Jahren wieder von der Gemeinde trennte und in den Sündenpfuhl Amsterdam zog, zeigt meines Erachtens nach erneut, wie clever sie es angestellt hatte. Dass sie sich dann auch noch die Freiheit nahm, allein mit ihrer Tochter eine Forschungs-Expedition ins damalige Niederländisch-Guyana zu wagen - also zu einer Zeit, als es dort eher noch keine Wellnesshotels mit Pool gab - das nenn ich mal wirklich mutiges Single-Reisen im 17. Jahrhundert!

Aber zurück zur Stadtführung: am ehemaligen Wohnhaus von Maria Sibylla Merian vorbei...

... erklommen wir das steile Kopfsteinpflaster zur mittelalterlichen Kaiserburg!

Blick auf die Kemenate...

... sowie auf den runden Sinwellturm...

... und einen weiteren herrlichen Ausblick von oben auf die Stadt

 - diesmal von der anderen Seite! 

Ein schickes Foto von uns beiden inklusive!

Nach dem Besuch der Burg ging's weiter: von hier aus sahen wir direkt auf 

das Albrecht-Dürer-Haus (und den kennt ja wohl wirklich jeder!!!)...

... ließen den Blick nochmals zurück zur Burg schweifen...

... bevor es dann weiter durch die Burggärten...

... auf dem (ehemaligen) Burggraben entlang ging: 

auch hier sieht man die Kaiserburg im Hintergrund.

Sehr hübsch sind hier nicht nur die verschiedenen angelegten Gärten 

wie ein Rosen- oder Kräutergarten, 

sondern auch die von der Künstlerin Birgit Maria Jönsson 

aus einem 2,70 Meter hohen Eichenstamm geschnitzte, so genannte Bienenbeute... 

... welche seit 2014 einen Bienenstock beherbergt: wie man sieht,

fliegen hier fleißige Arbeiterinnen ständig ein- und aus!

Zum Schluss noch ein Blick auf den Kettensteg, 

einer Fußgängerbrücke über einen Arm der Pegnitz.

Am Ende der Tour ließ ich mich - gefüllt mit vielen neuen Eindrücken - ermattet in einen freien Sitz des Regionalexpress fallen, der tatsächlich pünktlich schon auf dem Bahnsteig bereitstand und mich (gefühlt) im Affenzahn wieder zurück nach München brachte. Tja, geht doch...! 😁 Sieglinde hatte sogar noch ein kleines Erinnerungsgeschenk für mich: eine liebevoll gestaltete Zusammenfassung über das Leben von Maria Sibylla Merian - und einen sehr hübschen Fächer mit einem Druck einer ihrer Zeichnungen:

Ein wirklich schöner und ereignisreicher Start in meine Genusswochen in (mal mehr, mal weniger...) vollen Zügen! Bis nächsten Sonntag, da geht's nach Augsburg in ein besonderes und hoffentlich modeblog-taugliches Museum... ich hoffe, Ihr begleitet mich wieder.