Sunday Colours: lass'n bisschen noch zusammenbleiben...

Missverständlicher Weise dachten einige von euch aufgrund der letzten Posts, ich sei tatsächlich dauerhaft aus München wieder in die Kleinstadt gezogen, aber dem ist natürlich nicht so. Ich habe im schönen Rhein-Neckar-Kreis bloß eine Wohnung weitgehend ausgemistet und etwas hergerichtet, damit ich mich wohlfühle, wenn ich in nächster Zeit des Öfteren dort verweile. Und weil man es irgendwann ja ohnehin machen müsste.

Und wie das bei mir so ist - egal, wo ich bin, stell ich mir sofort vor, wie es wäre, dort zu leben, tauche komplett in die "Kultur" ein, ob in Bangkok, Rom, Paris... oder eben im kurpfälzischen Sinsheim. Selbstverständlich hab ich in Gedanken die Wohnung bereits längst komplett renoviert, dekoriert und mir ausgemalt, was ich alles noch veränderte, wenn ich dauerhaft dort leben würde. Mit so einigem hab ich ja bereits angefangen.

Nur: selbst eine offiziell zum Ober-Schanierl ernannte homecoming Heimwerker-Queen stößt trotz mannigfaltiger You-Tube-Anleitungen hin und wieder an fachliche und emotionale Grenzen. Vor allem an letztere. Und wenn dann noch so eine blöde, unaufschiebbare Sache dazwischenkommt, die mich ins schnuckelige Eberbach am Neckar führt, dann braucht man eben eines ganz dringend: 

Also eher die Freunde, weniger den Roman. Deshalb möchte ich hier auch keinen schreiben. Statt dessen lieber ein Loblied rappen - ganz im Stil der baden-württembergischen Fantastischen 4: "Denn nur zusammen ist man nicht allein... komm, lass'n bisschen noch zusammenbleiben!" - auf alte und echte Freundschaft, die es sogar abkann, dass man sich dazwischen jahrelang nicht sieht. 

Denn wie wir alle wissen, gibt es die Sorte Freunde, denen man mehrmals beim Umzug hilft, wegen denen man nachts um zwei durch die ganze Stadt fährt, um sie wegen irgendeines doofen Typen zu trösten, die dann aber leider - wenn man es selber mal nötig hätte - plötzlich unaufschiebbare Termine haben. 

Und es gibt die Art, die ich eher als "lockere Freundschaft" bezeichnen würde, also Leute, mit denen man nett plaudert, denen man nix schuldet, die man aber kaum jemals um etwas bitten würde. Erstere sind im Laufe der Jahre aus meinem Leben verschwunden, gegen zweite hab ich eigentlich gar nix einzuwenden, ich kann nämlich auch gut mit oberflächlichen, unkomplizierten Bekanntschaften. Erwartungen sollte man halt möglichst keine haben.

Aber dann, wenn man Glück hat, sind da noch jene, mit welchen man schon so einiges erlebt und durchlitten hat, die einen unterstützt und begleitet haben, sei es in der Liebe, im Suff, im Glück und im Scheitern. Tod, Tränen, Drogen, Grenzkontrollen, Hunger, Frieren, wilde Feten, späte Abende, frühe Schwangerschaften, durchgeknallte Familien oder heftige Amours folles - was hätte man bloß ohne sie gemacht? 

Ähem. Sind jetzt natürlich alles nur Metaphern. Und weil man für all dieses - rein metaphorische - Herumgemurkse kein Urteil, keine Scham und kein Kopfschütteln zu befürchten hat, muss man sich auch nicht zurückhalten, nicht mit Bitten und auch nicht mit teilweise unbequemen Wahrheiten.

Die unbequeme Wahrheit in meinem Fall - und das sag ich selbst als Ober-Schanierl ganz un-hedonistisch frei heraus - ist halt, dass ich im Grunde eine ausgemachte Stümperin bin, was Siphons, Abdichtungen, Armaturen, Wasserleitungen und kaputte Heizkörper betrifft. Außerdem hatte ich ehrlich gesagt einfach nicht die Nerven, mich auch noch mit der komplexen Wissenschaft von Thermostatköpfen, -stiften und -ventilen zu beschäftigen. Weiß jetzt echt gar nicht, wieso, aber gab halt so'n paar Dinge, die mich in den letzten Wochen irgendwie mehr in Anspruch genommen hatten... 😂.

Und wenn dann am Samstagvormittag die Freunde - er praktischerweise auch noch selbständiger Heizungsbauer! - aus dem Stuttgarter Raum extra in die Kurpfalz fahren, den Werkzeugkoffer im Gepäck, mir gut gelaunt, ein Liedchen pfeifend und ohne viel Aufhebens fast alle meine "Installationsprobleme" (wie tropfende Eckventile, verkalkte, olle Armaturen, defekte Heizkörper oder undichte Siphons) lösen - und dann auch noch NICHTS dafür haben wollen, sondern im Gegenteil verständnisvoll, interessiert und klug zuhören und mir nach diesen saumäßig anstrengenden Wochen erstmals das Gefühl geben, mich entspannt auf jemanden verlassen zu können - dann ist das wohl mehr als ein Geschenk. 

Zu allem Überfluss schlugen die beiden mir nach getaner Arbeit vor, gemeinsam nach Eberbach zu fahren, damit ich die Erledigung zusätzlich quasi "von der Liste streichen" konnte - und des weiteren fotografierte meine Freundin Steffi mich selbstverständlich auf meine Bitte hin am Neckar mit meinem zuvor noch eilig übergeworfenen Outfit (nachdem ich den Superwoman-Anzug von mir geschleudert hatte!). Selbst, wenn die beiden das Herumgepose etwas merkwürdig fanden, trotzdem: kein Wort. Auf den Fotos seh ich mir ehrlich gesagt selbst an, wie wie fertig ich bin. 

Macht aber nix. C'est la vie qui fait ça. Gelebtes Leben setzt seine Zeichen, Narben, Schatten und Falten wie eine Tattoo-Nadel in und unter die Haut - und in meinem Fall auch noch jede Menge Stress-Akne-Schübe! Tja, wie wir alle längst wissen, ist das Leben halt nicht fair, leider auch nicht immer laisser faire. Also im Sinne von: ich lass das alles jetzt mal bleiben, mir wurscht, geht leider aus Gründen nicht. 

Aber ich seh's positiv: immerhin spürt man gerade in aufwühlenden Zeiten ziemlich stark, dass man lebt, nicht nur so dahin vegetiert. Deshalb an dieser Stelle unbedingt ein Hoch auf la vie und les rides und wahre Freundschaft! Und natürlich auf die Bestien. Oder wie sagt man heutzutage gleich nochmal, ach ja: Besties. Stößchen! 😂

OUTFIT:

Kleid, Stiefel und Jacke: aus 2. Hand

Tasche: TkMaxx

Taschenriemen: Da Sempre

Ring: DIY

LOCATION:

Eberbach am Neckar

Und zum Schluss zeig ich euch noch mein neuestes Designmöbel:

ein Schuhregal, das ich aus den noch übrigen Weinregal-Brettern 

gezimmert habe und welches genau in den Eingangsbereich passt:

mein Freund sagt, es sei praktisch, weil man zwischen die Schuhe 

auch noch ein paar Weinflaschen stecken könne...😂

Mir ging`s dabei ja weniger um ein weiteres Regal, 

sondern mehr um Sperrmüllvermeidung: