Sunday Colours: Leichen im Keller

Okay, Leute, erstens ist Halloween ja nun schon ein paar Tage her. Und zweitens halte ich ja bekanntlich nicht viel davon, Ratschläge zu erteilen, aber einen Tipp möchte ich heute doch mal loswerden: solltet Ihr zufällig in einem Mietshaus mit diesen typischen Kellerabteilen (die mit den Holzlatten-Türen) wohnen, an denen Eure Nachbarn vorbei gehen, wenn sie den Müll raustragen, dann bitte niemals Folgendes tun, es sei denn, Ihr möchtet gerne ein paar Menschen in Schockstarre versetzen:

Kürzlich ging ich nämlich ganz gechillt zum Müll-Häuschen, als ich plötzlich stutzte... mein Blick verfing sich in etwas, das aussah wie... nein, das konnte ja wohl nicht sein! Für einen Moment blieb ich abrupt stehen, schloss die Augen, atmete tief durch und kämpfte mit mir selbst, nicht meinem ersten Impuls (Flucht! Nicht hinsehen! Müll rausbringen wie gehabt!) nachzugeben, sondern - na klar! - nochmal genauer hinzusehen. Denn ich sah DAS:

Und wie das bei mir scheinbar immer so ist, spielte sich in meinem Kopf ein ziemlich realer Film à la "Aktenzeichen XY" ab: ich sah mich mit zwei Polizeibeamten sprechen (irgendwie sind es ja immer zwei): "Ich kannte die junge Frau kaum... sie wohnte noch nicht lange im Haus... sie war noch so jung!". Aber dann atmete ich nochmals tief durch, beugte ich mich ganz nach vorne, kniff die Augen zusammen und - kapierte endlich, was es in Wahrheit war:

Und deshalb mein Tipp an alle Mietshausbewohner: es ist mir ja wurscht, in welchen Messie-Zustand Ihr Euren Keller verwandeln wollt - aber schmeißt Eure verdammte Schaufensterpuppe bitte nicht SO auf einen Haufen mit sonstigem Zeug!!! Echt! Geht's noch?

Tja, wenn ich so drüber nachdenke, war das jetzt nicht mal meine erste "Leiche" im Keller! Als ich vor vielen Jahren Kinder und Jugendliche in einer teilstationären WG betreute, beschloss eines der Mädels, dass ihr Leben wohl spannender wäre, wenn sie fast jede Nacht durchs Fenster klettern und auf nächtliche Streifzüge gehen würde. So auch in einer der Nächte, als ein Kollege Dienst hatte. Er rief natürlich die Polizei, als er merkte, dass das Mädchen mal wieder verschwunden war, zwei Beamte kamen vorbei, nahmen wie üblich die Daten auf - und beschlossen diesmal, auch das Haus zu durchsuchen. Unter anderem den Keller, in dem eine große Tiefkühltruhe stand.

Die Polizeibeamten streiften meinen Kollegen (so hatte er es mir erzählt) mit einem Seitenblick und baten ihn höflich, doch bitte mal die Truhe zu öffnen. Dann begutachteten sie die eingefrorenen Lebensmittel genau. In diesem Moment wurde meinem Kollegen wohl erst klar, welchen makaberen Gedankengang die Beamten verfolgten! Jedenfalls begrüßte er mich am nächsten Morgen zur Dienstablösung merklich zerknirscht: "Sag mal ehrlich: seh ich vielleicht aus wie jemand, der Kinder in Teile zerlegt und in die Tiefkühltruhe steckt?"

Das ist ja das Problemchen: man sieht es den Menschen ja nicht unbedingt an. Auch Serienmörder sind in der Regel meist ganz nette, unauffällige Mitmenschen. Aber hey, keine Panik: in Sachen mein Kollege gab es natürlich keine Leiche im Keller! Und besagtes Mädel hab ich ein paar Jahre später im TV (echt jetzt!) "wiedergesehen". In einem Format à la "Deutschlands jüngste Teeny-Mütter" oder so ähnlich. Sie war jedenfalls eine davon. 

Leider verlaufen nicht alle Geschichten so relativ glimpflich. Und nicht jede ist so witzig. Bei weitem nicht. Ehrlich, wenn Ihr Mord, Totschlag, Action und Spannung sucht - arbeitet im sozialen Bereich! Zum Beispiel hat jede einzelne Fluchtgeschichte, die ich so höre, genug Potenzial für einen Thriller, den man abends im Bett mit angehaltenem Atem verschlingt und danach die halbe Nacht wach liegt - über einem eine bange Gedankenwolke, bestehend aus: IS, Taliban, Gefängnisaufenthalten, Drangsalierungen der Behörden, illegaler Fluchthilfe und Kindern, die dabei zusehen müssen, wie Verwandten die Kehle durchgeschnitten wird. Und man sich fragt, wie man die menschlichen Abgründe überhaupt aushalten kann, ohne verrückt zu werden. 

Aber sie sind eben nun mal da. Die Leichen im Keller. Vielleicht versteht die ein oder andere geneigte Leserin nun aber umso besser, weshalb ich in meiner kostbaren Freizeit nicht unbedingt auch noch Tatort schauen oder Krimis lesen muss. 

Outfit: 

Kleid und Strumpfhose: Esprit

Blazer: Armani Collezioni (TkMaxx)

Tasche und Schuhe: alt 

Kette: aus Laos

Tweedbrosche: Rarebird, Harris

Location: 

an der Isar bei München 

(in welcher heute zum Glück keine Wasserleichen, 
sondern nur putzige Enten schwimmen!)