Sunday Colours: zwei Herzen im Dreivierteltakt...

The great American Konsumrausch rund um Valentinstag ist ja nun zum Glück wieder passé! Aber dennoch ist dies die passende Zeit, um mit einem eher heiklen Thema um die Ecke zu kommen, welches vermutlich meine eh schon dürftige Follower-Zahl noch tiefer in den Keller rauschen lässt... 😨 Und präventiv muss ich schon mal warnen, dass auch dieser Post bittebittedanke nicht ganz so bierernst genommen werden sollte und das, was ich so von mir gebe, natürlich nur mein ganz eigenes, subjektives Empfinden ist, ich ganz bestimmt niemandem zu nahe treten oder gar dessen Lebensweise kritisieren will. Es liegt allein an mir. Ich hab in dieser Beziehung einen kleinen Dachschaden! So, alle Hürden umschifft? Puh, ich hoffe es...!

Trotzdem muss ich es endlich loswerden, denn es gehört schon lange zu mir wie... äh... Donald zu Daisy, Barbie zu Ken, Siegfried zu Roy, Miss Piggy zu Kermit und Schatzi zu Mausi! Aber ich werde versuchen, es vorsichtig und liebevoll auszudrücken: dieser ganze degenerierte Pärchen-Wahnsinn geht mir stellenweise aber sowas von auf den Senkel!

Okay, das war nicht gerade vorsichtig und liebevoll, ich weiß... aber hey, ich habe ein Pärchen-Trauma! Nicht nur, dass ich auf jeder noch so popeligen Brücke an diesen mit Initialen gravierten Vorhängeschlössern hängen bleibe... und wieso eigentlich Vorhängeschlösser - kann mir das mal einer sagen? Um die Gefangenschaft zu demonstrieren oder wie? Ts.

Mein Trauma wegen diesem zuckersüßen, klebrigen Pärchen-Ding nahm vor ungefähr 150 Jahren (gefühlt! Zeit ist eine Illusion!) seinen Anfang, als eine ehemalige Klassenkameradin auf einem Klassentreffen ihren Freund mit exakt den Worten: "Des is der Klaus - mei Schatzimaus!" vorstellte (man beachte die vermutlich ungewollte, aber wirksame Reimform!) und einige (ich zum Beispiel) sehr bemüht waren, in dem Moment nicht laut loszuwiehern.

Möglicherweise fing es auch damit an, dass mein Langzeit-bester-Kumpel (und den kannte ich bereits, als er noch stolz wie Bolle mit einem "Scout"-Schulranzen auf dem Rücken rumstolziert war!), als wir abends in aller Freundschaft durch die Musikkneipen zogen, einen Anruf von seiner Holden bekam, er müsse jetzt sofort alles stehen und liegen lassen und zu ihr eilen, denn Zuckerbienchen ginge es nicht so gut und sie hätte ganz plötzlich Sehnsucht nach ihm. Alles stehen und liegen zu lassen bedeutete in dem Fall natürlich mich. Na toll.

Oder vielleicht in dem Augenblick, als die beste Freundin plötzlich wie aus dem Nichts nur noch im "Doppelpack" vorzufinden war und die beiden von Stund an aneinander klebten wie der Zuckerguss auf der Hochzeits-Torte...

"Es macht Dir doch nix aus, wenn Schnuffelhase mitkommt?"

"Ähhh...!" Vorsicht, Falle. Böse Falle! Bei dieser Art Fangfrage kannst Du einfach gar nichts richtig machen! Nada! Du hast verloren. Antwortest du nämlich: "Doch. Wenn ich ehrlich bin, macht es mir gehörig etwas aus!" bist Du natürlich die totale Spiel- und Spaßverderberin und hast es nicht nur bei der Freundin verscherzt, sondern auch Purzelbärchen wird beleidigt fragen, was mit dir verklemmten Tussi eigentlich los ist.

Beteuerst du hingegen, dass dir die Anwesenheit von Schmusetigerchen selbstverständlich gar nichts ausmacht, kannst du davon ausgehen, dass du an diesem gemeinsamen Abend mit den beiden pausenlos auf der Hut sein musst! Und sämtliche lockere Frauengespräche natürlich bis auf Weiteres gestrichen sind.

Denn es gibt bei diesen Pattex-Paaren keine teuflischere Lüge als den Satz: "Komm, sag schon, was du gerade sagen wolltest, als du dir die Hand vor den Mund geschlagen und peinlich berührt geschaut hast - denn Goldschätzchen und ich haben keine Geheimnisse voreinander". Ich spreche aus Erfahrung, believe me! Also merket auf! "Wir haben keine Geheimnisse voreinander" bedeutet nämlich in der Regel:

"Supermännchen soll ruhig glauben, dass es so ist - aber wehe, dir rutscht raus, dass ich damals auf der Party die halbe Flasche Wodka auf Ex gekippt und anschließend... na, du weißt schon...! Und erwähne auch auf keinen Fall die Story mit dem durchgeknallten Typen damals im (jetzt folgt der Name der vor 150 Jahren stark frequentierten Rockdisco). Und ach ja, bitte sag bloß kein Wort über meine Mutter. Und wenn wir schon dabei sind: mein Ex-Chef, mein Noch-Nachbar, meine Schulden, meine Heavy-Metal-Phase, meine Cannabis-Topfpflanzen-Zucht und meine Freundin Irmi sind natürlich auch tabu! Hmmm... ach, am Besten sagst Du möglichst überhaupt nix.... aber wirk dabei bitte ganz locker und natürlich! Krabbelkäferchen mag nämlich keine verkrampften Gespräche!"

Hey: gar kein Problem...!

Als ich mal auf so einer Art "Selbstfindungs-Workshop" war, unterhielt ich mich abends in der Bar mit zwei anderen Teilnehmerinnen. Frauengespräche, ganz "êntre nous" - juchhuu! Erst erzählte die eine ihre endlos lange und komplizierte Lovestory, wie sie ihr Knuffelöhrchen kennen- und lieben gelernt hatte. Das war noch irgendwie ganz erträglich... aber danach fing die andere an, von ihrem Sahnebärli zu schwärmen, und ließ dabei kaum ein Detail ihres Liebeslebens aus (Hilfe! Too much information!).

Versteht mich bitte nicht falsch, ich mag Liebesgeschichten. In Romanen oder so. Manchmal. Aber erstens will ich wirklich nicht alles wissen, und zweitens schwirrte mir bereits der Kopf, als die beiden mich schließlich erwartungsvoll ansahen... ich konnte nur noch mit letzter Kraft röcheln: "Irgendwie würde ich jetzt lieber mal über UNS sprechen!" 

Die beiden zuckten zurück, als hätte ich einen Baseballschläger aus dem Handtäschchen gezogen und mir wurde ganz plötzlich klar, weshalb wir drei einen Selbstfindungs-Workshop gebucht hatten! Ich, weil ich scheinbar ziemlich verkorkst bin, und die beiden, weil sie in der ganzen Aufregung um Schokokeksi wohl sich selbst irgendwie verloren hatten.

Ach, du kannst gar nichts richtig machen bei diesen Klebe-Pärchen! Du bekommst Deinen Kumpel und deine Freundin leider nur noch als Teil eines siamesischen Zwillingspaares zu Gesicht. Zumindest bis zur Scheidung. Dann bist du plötzlich wieder gefragt. Bis zur nächsten Beziehung. Dann geht das Übel wieder von vorne los! Tja, vermutlich ist das wohl der Grund, weshalb ich kaum noch Freundschaften habe. (Zumindest rede ich mir das gerne ein. Vermutlich ist der wahre Grund ein völlig anderer😀! Na, kein Wunder bei solchen Posts...).

"Hallo, wollte mich mal wieder melden! Wie geht's dir?"
"Uns geht's gut! Wir freuen uns, dass du mal wieder anrufst!"
Ihr glaubt, ich habe diesen Dialog erfunden? Ha! Von wegen!

Aber natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Männer und Frauen, die noch ohne Quakfröschchen irgendwo hingehen können. Mit ihrer besten Freundin vielleicht... in eine Kneipe. Endlich mal Zeit für ein cooles Gespräch unter Frauen/ Kumpels/ Freunden/ Knalltüten/ whatever! Wenn nur dieser Typ nicht so penetrant gaffen würde...
"Na, ihr beiden? So allein?"
"???"
Ihr glaubt, ich habe diesen Dialog erfunden? Ha! Von wegen!

Und zu meinem Klebepärchen-Trauma kommt noch dazu, dass ich noch keinem Vorurteil so häufig begegnet bin wie dem, dass es immer die Frauen sind, die den Wunsch hegen, so schnell wie möglich ein gemeinsames Nest zu bauen.
"Was, ihr wohnt immer noch nicht zusammen? Oh...!" 
"Na ja, es liegt wohl eher an mir... ich fühl mich eigentlich sehr wohl damit, wie es ist...!"
"Hmmm...! Verstehe...!" (gefolgt von einem kurzen, mitleidigen Blick, der deutlich besagt: "Ich glaub dir kein Wort! Du bist eine Frau. Natürlich willst du mit Putzispätzchen zusammenziehen! ").
Und dass ich diese Art von Dialog nicht nur einmal erlebt und ganz sicher nicht erfunden hab, könnt Ihr jetzt ebenso glauben - oder nicht. Bin letzteres eh schon gewohnt.

Dabei finde ich es schon schwer genug, mit mir selbst klar zu kommen, schwierig, egoistisch, extrem freiheitsliebend, autonom und merkwürdig, wie ich nun mal bin. Und leider echt nicht so Pärchen-kompatibel. Mir fehlt halt einfach dieses "Nestbau"-Gen. (ja ja, ich habe auch noch ein paar positive Eigenschaften, die sind mir aber gerade entfallen...😀).

Und nicht nur, weil der Mann, der es seit... äh... 20 Jahren oder so (Sorry, leider fehlt mir auch dieses "Jahrestags-Gen") mit mir aushält (... und ich mit ihm!) mir den besten Tipp ever zum ewigen Problem "Wie sende ich angemessene Glückwünsche an den befreundeten Teil eines siamesischen Klebe-Pärchens?" gegeben hat (Lösung: "Ich wünsche Euch alles Gute zu Deinem Geburtstag!"😀), sondern auch als mein kreativer "Blog-Fotograf" und begeisterter Leser meiner Posts stets zur Stelle ist, ist dieser Post heute mein zwar verspätetes, aber sehr von Herzen kommendes "Valentinsgeschenk" an ihn.💕

So, und jetzt reicht's aber auch wieder mal mit dem zuckersüßen Geplänkel. 😀Hatte schließlich beim Ausdenken all dieser ziemlich doofen Kosenamen schon fast einen Zuckerschock... hihihihi (=albernes, überdrehtes Lachen). Puh! Brauch jetzt dringend eine saure Gurke oder einen halben Liter Essig oder so... 

Outfit: Tunika: Mango, Mantel: Esprit, Schuhe: Tamaris (alt), 

Leggings, Kette, Sonnenbrille: alt, Tasche: aus Chiang Mai, Thailand

Location: Fußgängerbrücke in der Nähe der Großmarkthalle, München