Sunday Colours: das Gefühl für den richtigen Zeitpunkt

Auch wenn ich oft damit angebe, beinahe schon multisensorische Fähigkeiten zu besitzen... das Gefühl für den richtigen Zeitpunkt scheint mir wohl irgendwann abhandengekommen zu sein, zumindest in einigen Bereichen des Lebens. Beispiel gefällig? Kurz vor Saisonende im Frühjahr legte ich mir Schlittschuhe zu, nur um jetzt festzustellen, dass keine der infrage kommenden Eisbahnen in München heuer öffnen wird. Schuld ist natürlich die Energiekrise. Und mein perfektes Timing natürlich!

A propos Energiekrise: die Stadtwerke haben mir bereits den dritten Liebesbrief binnen kürzester Zeit geschrieben... nur scheint die Liebe inzwischen deutlich abgekühlt zu sein, denn jetzt begreife ich: die wollen nur mein Geld! Heul!!! Und zwar, wie bei Erpressern in Liebesdingen so üblich, mehr und mehr und mehr! Klar bin ich natürlich nicht die Einzige, die sich plötzlich vom Gas- und Stromanbieter irgendwie betrogen fühlt... aber bestimmt eine der Wenigen, die ausgerechnet jetzt ihre Arbeitsstunden reduziert und somit ohnehin weniger Kohle zur Verfügung hat. Super Timing, ich sag's ja...!

Aber natürlich geht es mir trotzdem nicht schlecht, keine Sorge. Dank meines ausgebauten Minivans kann ich mir sogar noch Urlaube leisten.... ähem. Zumindest, so lange ich meine Dieselschleuder überhaupt noch fahren darf. Innerhalb Münchens Innenstadt werden Pendler, die sich derzeit kein neues Auto zulegen können, künftig wohl noch mehr Feinstaub in die Luft jagen, wenn sie versuchen, den mittleren Ring zu meiden... aber lassen wir die umweltpolitische Diskussion mal beiseite. Was die Spritpreise angeht... hahaha. War wohl doch keine soooo gute Idee, mich ausgerechnet jetzt dem "Vanlife" zu verschreiben... richtiger Zeitpunkt? Pustekuchen!

Ihr merkt schon, das alles hört sich kaum nach erfolgreicher und effizienter Planungssicherheit an. Weiteres Beispiel: als Fan erfolgreicher Bands und Rockstars muss man inzwischen für eine Konzertkarte unfassbare Summen hinblättern. Bei meinem Glück waren alle Karten zudem ausverkauft, bevor ich auch nur den Namen der infrage kommenden Band aussprechen konnte... also redete ich mir ein, dass mir das überhaupt nix ausmacht, das Leben auch ohne den Konzertbesuch weitergehen und sogar einigermaßen erträglich sein würde, dass es womöglich ein Zeichen des Schicksals war... bla bla bla.

Ihr wisst schon. Alles, was man sich halt so mantraartig vorsagt, kurz, bevor man in Tränen ausbricht und mit dem Kopf gegen die Wand donnert. Wer kennt das nicht!? 😂 Aber es kommt noch besser: kurz darauf wurde sogar ein Zusatzkonzert angesagt, ich hätte also noch eine Karte ergattern können... aber auch diesen perfekten Moment hab ich leider verpennt. Und anschließend gemurmelt: "Macht doch nix... gaaaar nix...", gefolgt vom dumpfen Geräusch splitternder Schädelknochen.

Zumindest, bis ich eines Nachts plötzlich schweißgebadet und nach Luft japsend aus einem Alptraum erwacht, aus dem Bett gesprungen, an den Computer gehechtet, mir eine der allerletzten Eintrittskarten über eine Fanseite (zum doppelten Preis! Wucher!!) plus drei Nächte Campingplatz in der Nähe gesichert habe, damit sich die Fahrt dorthin mit der Dieselschleuder überhaupt lohnt... nur, um das ewige "Hätte-hätte-Fahrradkette"-Gedankenkarussell endlich zu stoppen (...mir war schon schwindlig und der Verband um den Kopf musste auch mal runter!😂). Mal wieder den günstigen Augenblick verpasst, aber was soll's. Ihr wisst ja: alles, was man unter Drogeneinfluss oder mitten in der Nacht im Halbschlaf tut, zählt nicht 😁!

Genauso, wie alles, was man im Urlaubsland käuflich erwirbt, nicht als "Shopping" zu bewerten ist, sondern natürlich als "Reisesouvenir". Na, wenigstens war ich kürzlich am Gardasee wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn ganz zufällig entdeckte ich beim Fahrradfahren in einem neu eröffneten Designer-Outlet diese Tasche: wie Ihr seht, ist es ein Croissant! 😁. 

Statt ursprünglich 300 kostete das Croissant nun nur noch 150 Euro - hurra! An der Kasse dann ein weiterer positiver "Schock": nochmal 50 % reduziert! (Hmmm, wenn ich wirklich perfekt getimt hätte, hätte ich dann womöglich noch Geld bekommen, damit ich die Tasche mitnehme???). Egal, am Ende kostete mich das Croissant aus butterweichem Leder nur noch sage und schreibe 75 Euro. Da seht Ihr mal, wie schlecht es mir inzwischen geht, dass ich solche finanziellen Beschneidungen vornehmen muss... buuhuhuuu....! 😢

Meine professionelle Meinung dazu ist ja eh folgende: durch die enorme Reduzierung der Tasche hab ich quasi so viel Geld gespart, dass ich mir die unfassbar teure Konzertkarte und das ganze Drumherum wiederum locker leisten kann (äh... oder so...)... also doch irgendwie den richtigen Zeitpunkt erwischt!?!

OUTFIT:

Shirtkleid: 2. Hand (2020)

Leggings: H&M (2021)

Pulli: aus Bozen (2022)

"Croissant"-Bag: aus Desenzano/Gardasee (2022)

Sonnenbrille: aus Lazise/Gardasee (2022)

Schuhe: ?? alt

Kette: Triskele aus der Bretagne (2017), Perlenband aus Bangkok (2012)

Ring: Aqua, Terra et Fuoco, Borghetto (2022)

LOCATION:

bei mir ums Eck

Café ist sonntags geschlossen - das nennt man Timing! 😁