In Bangkok wohnen: Chinatown


Wer wie ich empfänglich ist für bestimmte Energien, die ja überall mehr oder weniger stark ausgeprägt in der Luft liegen, spürt diese an bestimmten Orten überdeutlich. Für mich ist Bangkoks Chinatown ein solcher Ort, auch wenn die altehrwürdigen Geister dieses Viertels heutzutage natürlich unweigerlich in mehrere Plastik-Verpackungen eingeschweißt und auf dem Sampheng-Markt verkauft würden, logischerweise made in China! Denn immerhin befinden wir uns mittendrin, sozusagen, im größten chinesischen Stadtviertel der Welt. Wieder mal eine Superlative, die Bangkok vorweisen kann.


Die Einflüsse aus dem Reich der Mitte prägen Bangkok bis heute, schätzungsweise 14 % der Thailänder sind zu einem wesentlichen Teil chinesischer Abstammung. Noch höher ist dieser Anteil in Bangkok, wo sich bereits im 18. Jahrhundert Kaufleute aus der Provinz Fujian an den Ufern des Chao Phraya niederließen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich diese Siedlung zu einem Zentrum für chinesische Kultur, Gewerbe und Gemeinschaft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Viertel sogar von japanischen Truppen besetzt, aber nach diesen dunklen Jahren für die chinesische Bevölkerung blühte es wieder auf - und mit ihm auch Drogen und Prostitution. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Sampheng Lane und Yaowarat Road die Straßen der Opiumhöhlen, Bordelle und anrüchigen Hotels



Als wortwörtlich anrüchig könnte man übrigens auch die intensiven olfaktorischen Angriffe beschreiben, denen man hier hilflos ausgesetzt ist, wenn man durch die engen überdachten Gassen bummelt, in denen sich Fußgänger quetschen, Mopeds rattern, Lieferanten mit Schubkarren voller Waren vorbeidrängeln: die Luft ist nämlich erfüllt von Gerüchen, die einen in der feucht-schwülen Hitze manches Mal regelrecht den Atem stocken lassen.
 
Gewürze, Medizin, totes und noch höchst lebendiges Getier respektive seine Einzelteile, fermentiertes Gemüse, halb vergorene Früchte und noch einiges, das ich ehrlicherweise gar nicht so genau wissen will - das Ganze auch noch überlagert von Migräne begünstigenden PVC-Dämpfen des Überangebots an Billig-Schrott - puh, da kann man sich das Opium aber getrost sparen, hahaha. Hier wird man durch bloßes Atmen von ganz alleine high.

Und so manche dieser durch Wellblech und Planen vor der Sonne geschützten Durchgänge, vor allem die Abzweigungen der ohnehin schon unglaublich schmalen Lanes, wirken plötzlich sehr düster, stellenweise fast mystisch still und so ineinander verschachtelt, dass man ab und zu gar nicht mehr genau weiß, ob man sich noch auf einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Gebiet oder bereits in einem privaten Hof befindet. Aber ich finde, es gehört für Bangkok-Reisende dazu, sich mindestens einmal im Leben in diesem verwirrenden Labyrinth aus Korridoren, Treppen, Toren, WatsWohn- und Geschäftshäusern heillos zu verirren. 






Irgendwann - hoffentlich noch im Jahr des Drachen - und irgendwo - wenn nicht in Bangkok, dann vielleicht in irgendeiner anderen Chinatown der Welt: San Francisco? Singapur? London? Mailand? Sydney? - kommt man bestimmt wieder raus. Zum Beispiel am Wat Chakkrawat, wo die Mönche sich im Wasserbecken ganz besondere Haustiere halten.


Meine Zeit in Bangkok verging tatsächlich wie im Flug - und das ist auch das Stichwort, denn in der Nacht zum Freitag fliege ich schon wieder nach München. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sozusagen. Am kommenden Sonntag gibt's für euch dann noch eine Art Fazit meines "Probewohnens" in Bangkok... bis dann, ihr Lieben!

Kommentare

  1. Huch, ist es schon wieder soweit? Die Zeit geht wirklich schnell rum! An die bunten Reiseberichte mit viel Lesenswertem über Land, Kultur und Natur könnte ich mich gewöhnen.
    Gute Heimreise!

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  2. Liebe Maren,

    du beschreibst das so anschaulich, ich krieg schon Puls beim Lesen. :-)
    Die vielen Eindrücke, optisch, akustisch, olfaktorisch ( haha, ich kann auch Fremdwörter), die würden mich an den Rand meiner Belastung bringen.

    Wenn ich schon durch unsere Kleinstadt gehe, hupende Autos, Musikbedröhnung von Autos, Leute, die in ihr Handy brüllen, naja, du kannst es dir schon vorstellen. Dann ist es in Chinatown ja noch tausendmal gesteigerter.

    Dann bitte lieber zum Wat Chakkrawat, trotz Krokodile. Das Gebäude strahlt schon eine Ruhe aus.

    Ein wunderhübsches Kleidungststück hast du an!! Neu gekauft in Bangkok? Tolle Farben und Muster!!

    Es geht schon bald nach Hause? Das wird dann sicher wieder ein anderer Kulturschock werden?

    Liebe Grüße, noch schöne Resturlaubstage,
    Claudia

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  3. Chinatown, die Gerüche sind unbeschreiblich furchtbar - für mich. Und es ist unbeschreiblich exxxotttisch. Und kmmer mal ein kleiner Wat zwischendrin. Ich werde den Abend dort nie vergessen, so zum chinesischen Neujahr diesen Jahres, überschattet von meinem Toilettenproblem 🤭 und diesen vielen Menschen, die sich durch die Strassen schoben, oder dort aßen. Es war nur sehr schön zu sehen, dass die meisten Menschen tatsächlich eher Nudeln, komische Pfannkuchen und Smothies wollten, statt Haifischflossensuppe (wer das mal gesehen hat ist hoffentlich geheilt) in den einschlägigen Restaurants.
    Was sich einige Mönche in ihren Wats für Tiere halten finde ich auch recht fragwürdig.🫣 Aber andere Länder, andere Sitten.
    Ich könnte mich auch an Deine Berichte gewöhnen Maren, da geht es mir wie Vanessa. Aber hilft ja nix, Du musst ja wieder nach Hause. Einen guten Flug wünsche ich Dir jetzt schon. Fliegst Du direkt? Oder steigst Du um? München Bangkok fliegen wenigstens noch gscheite Flugzeuge. Fra - BKK eher nicht so. Leider.
    Wir überlegen derweil, Februar wieder Thailand ja oder nein?

    Genieß die Zeit noch, liebe Grüße Tina

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  4. Ich glaube, die Gerüche würden mich fertig machen, ich bin sehr geruchsempfindlich. Aber es ist sicher ein Erlebnis und ich bin sehr gerne mit dir mitgegangen.
    Unglaublich, dass deine Zeit in Bangkok so schnell schon wieder vorbei ist. Wünsche dir einen angenehmen Flug und ein gutes Heimkommen😊

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  5. Oiiii....auch wenn das alles seinen Reiz haben mag: ich würde wohl schreiend die verschachtelte, verwirrende und mit allen möglichen Gerüchen behaftete Lokalität verlassen..... DAS würde alles übersteigen, was meine zum Bersten angespannten Nerven verkraften würden....! 😂 (Ganz speziell auch diese armen toten und (noch) lebenden Tiere...). Hast du das wirklich unbeschadet überstanden??
    Naja, und schon ist alles wieder vorbei. Ich hoffe nicht, dass du dich dann gleich kopfvoran wieder in den Job stürzen musst? So ein paar Tage Aklimationsphase wären nicht übel....
    Ich wünsch dir einen guten Flug, herzliche Grüsse!

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  6. Chinatown würde mich um den Verstand bringen, liebe Maren.
    Schaut alles so exotisch aus und riecht bestimmt auch so. Und dann noch das Verirren... ne, gut, dass Du das für mich machst. Deine Erzählungen sind immer so interessant.
    Und nun ist die Zeit schon wieder vorbei? Ich bin überrascht.
    Hab einen guten Flug und eine gute Ankunft im alten, neuen Leben. Denn etwas verändert kommt man von solch einer Reise bestimmt zurück. Bin gespannt auf Dein Fazit.
    Gute Reise und alles Liebe von Sieglinde

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  7. Bin begeistert, die Fotos, dein Bericht dazu, Chinatown nimmt mich gefangen. Wünsche mich grade mitten hinein.
    Komm gut nach Hause liebe Maren und genieße davor noch einige Stunden in dieser pulsierend unglaublich tollen Stadt <3

    Liebe Grüße

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  8. Oh, es ist schon wieder vorbei, liebstige Maren!?! Das war jetzt aber rasch...
    Ich hab mir Bankok mit dir sehr gerne aus der Perspektive einer "Insiderin" angesehen - da gibt's doch jede Menge mehr zu erfahren als aus herkömmlichen Reiseführern, die nur auf Touristenattraktionen ausgerichtet sind. Wobei ich den olfaktorisch anspruchsvollen Markt vielleicht doch lieber auslassen und mich eher auf den Rest von Chinatown konzentrieren würde 😉 Ich glaube, wenn man sich da verirrt, ist es wie in Venedig - einfach irgendwie weitergehen - sich quasi vom Ort ziehen lassen - bis man sich wieder auskennt... Uhhh, aber die Krokos im Wasserbecken, die finde ich schon etwas heftig...
    Komm gut heim und fühl dich herzlich gedrückt!
    Alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2024/08/kelten-katzen-und-mehr-sommer.html

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  9. die armen krokos - sooo eingepfercht.
    ich kann´s mir anhand deines reports lebhaft vorstellen: die enge, das labyrinthische und sogar den mief..... den ganzen overload an eindrücken! lustige vorstellung, in einer chinatown IRGENDWO auf der welt wieder rauszukommen - oder gar in hongkong :-D
    was hast´n da für ´ne interessante bluse (?) an???
    ruhigen flug! xxx

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  10. Ich hab mal gehört, man sollte dort doch recht vorsichtig sein mit dem Essen bzw. immer was für Magen/Darm dabei haben. Weiß aber nicht ob es stimmt. LG Romy

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  11. Ui, das wäre nichts für mich, liebe Maren. Dieses Überangebot an Gerüchen, die ich mir selbst am Computer lebhaft vorstellen kann, würde mir wohl ziemliche Übelkeit bereiten. Die Gebäude sehen ja ganz toll aus...aber diese Massen in den engen Gassen....ich würde da wohl ziemlich schnell wieder raus wollen.
    Weiterhin alles gute in diesem vielfältigen Bangkok.
    Violetta

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  12. Nun, nachdem ich das gelesen habe, bin ich froh, dass ich hier in meinem Haus sitze, mit der wunderbaren Luft und ohne einige Tierarten im Wasserbecken. UFF!!!! Manche Fotos musste ich mir ganz schnell ansehen, andere sind faszinierend! Wir werden diese Artikel vermissen! Vielen Dank!
    Gute Fahrt und kommt gesund nach Hause!
    Liebe Grüße,
    Claudia

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