In Bangkok wohnen: man trägt wieder Schlange...

Reden wir heute lieber mal über Belanglosigkeiten wie Fashiontrends. Genauer gesagt, Animal Print. Noch genauer: Python! Nicht nur in Europa immer wieder angesagt (und falls mal nicht, ist man dem Trend halt voraus! 😁) sondern natürlich auch und gerade in der südostasiatischen 15-Millionen-Fashion-Metropole. 

Überhaupt. Ihr werdet es kaum glauben, aber inmitten der großen Stadt kreucht und fleucht beziehungsweise schlängelt, zischt, quakt und fiept es. Bei mir im Badschrank entdeckte ich beispielsweise eine Sprühdose, bei der ich mir nicht sicher bin, ob ich mich mehr vor deren Inhalt als vor den damit zu bekämpfenden Insekten fürchten sollte... uäh, Schüttel!

Echt jetzt. Welcher Ars** benutzt sowas? Da hält man sich doch lieber einen kleinen Gecko als "Haustier"... beim Einchecken entdeckte ich im Apartment übrigens einen (die sind hier überall) allerdings war der schon völlig sediert (vermutlich das Zeug aus der Sprühdose eingeatmet!) dass ich ihn lieber auf den Balkon setzte, von wo er geschwächt über die Hauswände von dannen trippelte.

Apropos Geckos: deren nahe Verwandte, die bis zu 2 m großen Bindenwarane schlurfen am helllichten Tag durch die Bangkoker Stadtparks, nehmen ab und zu ein erfrischendes Bad in den kleinen Seen, snacken zwischendurch auch mal so ne Wasserschildkröte, sind aber ansonsten weitgehend harmlos. 

Schlangen hingegen - jaja, ihr habt richtig gehört! - stellen in Bangkok ein weit größeres Problem dar, als viele Leute glauben. Die für das Einfangen der Reptilien zuständigen Einrichtungen erhalten etwa alle 15 Minuten einen Hilferuf wegen Schlangen. Jedes Jahr müssen etwa 60.000 dieser Tiere entfernt werden.

Nicht immer gehen solche Begegnungen zwischen Mensch und Schlange glimpflich aus. Das kommt vor allem daher, dass letztere landesweit als Delikatesse auf dem Speiseplan steht - außer, ihr ahnt es - im hippen Bangkok. Deshalb gibt es hier so viele davon - sie haben eben keine natürlichen Fressfeinde! 

Und noch bevor man die Zeit findet, auf dem Heimweg in der Dämmerung fragend "Huch, ist das eine Schl..." zu murmeln, könnte man dummerweise schon das Zeitliche gesegnet haben, so giftig sind diese edlen Geschöpfe teilweise. Ich sag nur: Königskobra! Ach so: nach Angaben der Tierärzte handelt es sich bei 90 % der in der Hauptstadt gefundenen Schlangen um Boas und bei den übrigen 10 % um Pythons. Na, dann. So eine bis zu 5 Meter lange Boa Constrictor ist ja gaaaar kein Problem...

"Es kommt schon mal vor, dass eine Schlange sich in Ihr Hotelzimmer verirrt. Dies kann selbst in den besten Resorts in Thailand passieren." Solcherart Bemerkungen auf einschlägigen Reise-Internetseiten sind auch keine wirkliche Hilfe. Und weiter: "Bitte versuchen Sie NICHT, die Schlange allein zu bekämpfen oder zu entfernen!" - ah, gut zu wissen, Scherzkeks, hätte ansonsten womöglich versucht, die Boa mit einer Nagelfeile in die Flucht  zu schlagen! Ts.

Seit ich all das weiß, sehe ich natürlich überall Schlangen.
Hier zum Beispiel... hu!

Und da, hinter mir, auf dem Ast... aaaaaah!

Oh mein Gott, etwa eine Wasserschl...? 

Gleich eine ganze Horde wilder Stromschlangen!

Und da! Auf meinem Nachttischchen!!! Iiiiiih!

DEFINITIV eine Schlange vor dem Verkaufsstand!! 

Schon gut! Zeit, mein laienhaftes Halbwissen über Schlangen etwas aufzufrischen und der Bangkoker Snake Farm einen Besuch abzustatten (zum vierten Mal übrigens). Die Schlangenfarm nebst zugehörigem Museum befindet sich im Queen Saovabha Memorial Institute, welches zur Thai Red Cross Society gehört. 

Da im Land von mehr als 190 verschiedenen Schlangenarten ganze 61 giftig sind und importierte Gegenmittel sich als unwirksam herausgestellt hatten, wurde dieses Institut 1923 gegründet - mit dem Ziel, geeignete Gegengifte für die einheimischen Giftschlagen zu entwickeln und bereit zu stellen. Darüber hinaus leistet man umfangreiche Informations- und Aufklärungsarbeit.

Ach, na ja... sieht doch irgendwie ganz süß aus...

Und die hier ist auch ganz bestimmt keine falsche Schlange... 

Im zugehörigen kleinen Museum sind Exponate von Schlangenskeletten und Häuten zu finden, sowie Wissenswertes zu Körperbau und Organen der Tiere. Des Weiteren wird mit gängigen Vorurteilen aufgeräumt wie beispielsweise, dass man bei einem Schlangenbiss das Gift mit einem Messer oder mit dem "Aussaugen" der Wunde des Opfers entfernen sollte. Stimmt natürlich nicht. Am besten ist es eh, äh... keinen blassen Schimmer. In den meisten Fällen isses wohl eh längst zu spät... 😂.

Hm. Leider soll Alkohol auch keine Option sein, wenn man gebissen wird. Ehrlich gesagt würde ich den allerdings organischem grünen Tee oder Bio-Kokoswasser im Angesicht des qualvollen Todes beim Biss einer Königskobra definitiv bevorzugen... also wer dann zufällig eine Flasche Prosecco dabei hätte - immer mal her damit! 😁

Vermutlich muss ich nicht extra nochmal erwähnen, dass es sich hier nicht um einen Repitilienzoo handelt, sondern die "Farm" ist Teil der Rot-Kreuz-Klinik. Die dort gehaltenen Giftschlangen werden täglich "gemolken" (auch dabei kann man zusehen) und das gewonnene Gift zu Gegengift verarbeitet.

Am Nachmittag stellen Mitarbeiter und Studenten dem interessierten Publikum einige heimische Schlangenarten vor, während ein Redner dazu Wissenswertes auf Thai und Englisch erklärt. ich finde den Begriff "Schlangenshow" in diesem Zusammenhang natürlich völlig deplaziert, da es sich nicht um Schlangenbeschwörungen oder ähnlichen Touri-Nepp handelt. 

Die MONOKELKOBRA ist in ganz Thailand relativ häufig anzutreffen. 

Ihr Gift kann für den Menschen natürlich tödlich sein, logisch.

Drunter macht sie's natürlich nicht...

In Thailands so genannten "Kobra-Dörfern"  leben Menschen in unmittelbarer Nähe 

der im Land weit verbreiteten KÖNIGSKOBRAS. 

Die Bewohner haben im Laufe der Zeit Wege gefunden, 

um Seite an Seite mit diesen gefürchteten, weil hochgiftigen, Tieren zu (über-)leben.

Dabei gehen sie behutsam mit den geschützten Tieren um.

Die LAOTISCHE WOLFSZAHNNATTER hingegen ist für Menschen weniger giftig, als sie aussieht...

...hat jedoch eine eher geringe Frustrationstoleranz (wie man unschwer erkennen kann).
Man sollte sich möglichst nicht mit ihr anlegen...!

Die grüne BAMBUSOTTER fühlt sich besonders in Bäumen wohl, um deren Äste sie sich schlängelt.
Ihr Gift ist nicht  tödlich, kann aber Nekrosen (Zellen sterben ab) verursachen. Auch nicht so prickelnd.

Könnte eine Rattenschlange sein. Hab auch nicht alles mitbekommen... Sorry.

Jedenfalls interessant zu beobachten, wie sie sich mit bloßer Muskelkraft "aufstellen" kann...

Und noch so eine... Viper... oder so.

Am Ende der Vorführung durfte man sich für ein Erinnerungsfoto mit PYTHON in die... äh, Schlange anstellen. Ich wollte einfach mal wissen, wie sich so eine Schlange anfühlt. Und das weiß ich jetzt. Nicht wie ein Fahrradschlauch oder so 😁, sondern man spürt ganz eindeutig, dass diese Python aus Wirbelsäule, Rippen und Muskeln besteht. Fand ich echt spannend.