Sunday Colours: Größenwahn

Wie die Geschichte uns mehr oder weniger erfolgreich lehrt, hatten die alten Römer eine aus Erfahrungswerten früherer Zeit stammende Abneigung gegen eine beständige, unveränderliche Herrschaftsgewalt. Aus diesem Grund wurde damals so ein Diktator nur in besonderen Situationen berufen und seine Amtszeit auf höchstens sechs Monate begrenzt. Des Weiteren betraute man ihn mit speziellen Aufgaben, die er zu lösen hatte, wie zum Beispiel der Besänftigung des Volkes vor innerer Aufruhr. 

Und wenn er diese Aufgaben nicht im Sinne des Volkes bewältigte, wurde er eben vorzeitig wieder abgesetzt. Allerdings gab es hin und wieder Diktatoren, die versuchten, ihre Amtszeit erheblich zu verlängern respektive auszuweiten, indem sie bestehende Gesetze einfach aushebelten. Das populärste Beispiel ist hier wohl der größenwahnsinnige Julius Cäsar.  

Also nicht, dass ich nun irgendwelche Vergleiche aus aktuellen Regierungen suchen und heranziehen wollte - oh nein, wie käme ich bloß darauf?! Aber ist doch irgendwie schon eher auffällig, dass Diktaturen gerade wieder voll im Trend liegen, sozusagen der heiße Scheiß auf den politischen Laufstegen sind, nicht wahr? 

Ob es sich jetzt um einen größenwahninnigen Kriegstreiber im Osten oder einen größenwahnsinnigen Frauenhasser im Gefolge seines größenwahnsinnigen, milliardenschweren, hüpfenden Hofnarren im Westen handelt - inklusive ein paar kleinerer, aber nicht minder größenwahnsinniger südamerikanischer, asiatischer und/oder europäischer Bekloppter dekorativ drumherum und mittig dazwischen platziert - die ganze Welt scheint momentan geradezu von Diktatur besessen zu sein! Wow!

Und überhaupt scheint Angst als der denkbar teuflischste Ratgeber bei den meisten Menschen augenblicklich vorzuherrschen: Angst vor Veränderung, die als Einschränkung empfunden wird, Furcht vor Fremden, die einem angeblich den Job und den hart erarbeiteten Wohlstand wegnehmen, die Befürchtung des Verlustes vermeintlicher Größe und Stärke sowie dieses illusionären Herrenrasse-Traums, der ja schließlich weiterhin gnadenlos geträumt werden will, egal, auf wie vielen (indigenen) Leichen er fußt!

Diese Angst treibt die Menschen immer stärker in die Fantasie, dass hetzerischer Populismus, menschenverachtende verbale Angriffe unter der Gürtellinie oder einfach nur unflätige Beleidigungen einer vernünftigen Politik vorzuziehen sind. Angst vor Größenwahn und seinen mörderischen Folgen haben scheinbar die wenigsten, wie ich das so sehe.

Möglicherweise glauben einige ja auch, dass so eine Diktatur inklusive Gesetzes-Aushebelungen und anderer mieser Machenschaften  nicht von Dauer sein wird, wie schon diverse Scherzkekse im alten Rom. Vielleicht amüsieren sie sich auch klammheimlich über den ein oder anderen Größenwahnsinnigen oder sie nehmen das Ganze nicht so ernst, wie damals in den späten Zwanzigern in Deutschland. Hahaha, dieser kleine, österreichische Spinner mit seinen Wahnvorstellungen von arischer Weltherrschaft und seinem neurotischen Bärtchen soll gefährlich sein? Lächerlich.

Nein, aus den Fehlern der Geschichte auch noch zu lernen wär doch jetzt echt maßlos übertrieben. Wozu auch, wenn sie sich in Dauerschleife wiederholen lassen. Selbst dann, wenn klar ist, dass es bereits bei Cäsar Jahrzehnte vor Christi gefunzt hat, sich zum Diktator auf Lebenszeit ernennen zu lassen, obwohl das eigentlich gar nicht möglich war, in Bella Roma. Außer, man änderte einfach das Gesetz - huch! Na sowas... oh Mann, is ja irre, geht das denn so einfach? (Die Autorin dieses Posts enthält sich übrigens eines weiteren Kommentars hierzu, da sie gerade damit beschäftig ist, intensiv mit dem Kopf auf die geflieste Tischplatte zu donnern).

Habt ihr's übrigens mitbekommen? Der deutsche Drogeriemarkt Rossmann entschloss sich bereits im August dazu, keine weiteren Tesla-Fahrzeuge für seinen Fuhrpark anzuschaffen, da das Unternehmen dem Tesla-Chef Elon Musk die Unvereinbarkeit dessen Aussagen zur Nachhaltigkeit im krassen Gegensatz zur Unterstützung des Klimawandel-Leugners Trump vorwirft - HIER nachzulesen. Ich werde künftig meine Drogerie-Einkäufe noch lieber als bisher bei Rossmann tätigen und froh sein, kein Auto - und schon gar keinen Tesla - zu besitzen.

Gerade unter Frauen herrscht meiner Befürchtung nach die Ansicht vor, dass wenn man sich nicht akribisch mit einem Thema auskennt, auch besser nichts dazu sagen oder kommentieren und schon gar keine Posts darüber verfassen sollte. Ganz bescheiden behaupten zudem viele, sich nicht für Politik zu interessieren. So eine Einstellung beflügelt meiner Meinung allerdings den Größenwahn der von keinem Geringeren als Gott selbst auserwählten Herrschenden, die von dieser Zurückhaltung natürlich gnadenlos profitieren. 

Ich versteh auch nix von Politik. Na und, darum geht's doch längst nicht mehr. Es geht um uns und nix Geringerem als unsere Freiheit. Erst kürzlich habe ich im TV eine ganz normale Amerikanerin, die zufällig vorbei ging, aus purer Verzweiflung und Frustration weinen sehen, als sie nach der Wahl von einem Kamerateam nach ihrer Einschätzung befragt wurde. Sie weinte einfach los. Aus lauter Solidarität hab ich gleich mit geheult, weil mich das irgendwie tief berührt hat. 

Ach so. Falls ihr glaubt, ich hätte nicht nur von Politik keine Ahnung, sondern wüsste wohl auch nicht, was am Ende mit dem größenwahnsinnigen Cäsar passiert ist - doch, doch, ich erinnere mich schwach. Von wegen Verschwörung, 23 Dolchstiche und "Auch du, mein Sohn Brutus!". Nur sind Polemik, reißerische Aussagen oder gar versteckte Aufrufe zur Gewalt halt irgendwie nicht so mein Stil - im Gegensatz zu so manchem Größenwahnsinnigen dieser Welt. 

OUTFIT:

Bluse: 2. Hand (älter)

Rock: Kriss Sweden

Tasche: aus Bangkok, 2024

Schuhe: Gabor

Schal: Da Sempre

Sonnenbrille: TK Maxx 

Strumpfhose: Falke, 2022

Ringe: DIY

LOCATION:

Bei Schloss Seefeld