Meine treue Leserschaft erwartet von mir vermutlich so langsam mal wieder einen launigen Post, über welchen sich beim Sonntagsfrühstück ausgiebig schmunzeln lässt. So weit, so gut. Ich werd mich trotz der derzeitigen Widrigkeiten bemühen. Aber erstens befinde ich mich mal wieder am Geburtsort des Grauens, zweitens war ich gestern bei der Beerdigung meiner Tante und drittens komm ich grad frisch aus der Psychiatrie. Zwar eher als Besucherin und nicht als entlassene Patientin, aber na ja: die letzten Monate hätten den Zustand teilweise schon hergegeben, der zur dortigen Einlieferung benötigt wird. Ts.

Aber wie sagt man so schön: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und in den eher düsteren Stunden des Lebens zeigt sich doch erst, wer wahren Galgenhumor besitzt. Von wegen always look on the bright side of life und so. Über Pisstown und seine Bewohner kann ich mittlerweile sogar schon wieder lachen, noch ein wenig schadenfroh zwar, aber immerhin.
Und wenn ich so drüber nachdenke: schlimmer geht natürlich immer. Ich lebe nicht in einem Kriegsgebiet oder Armut, mit chronischer Krankheit oder ständiger Angst, sondern genieße die Ruhe und ungewohnte Größe der hübschen, von einer begabten Interieur-Designerin 😂stylisch hergerichteten "Ferienwohnung" sogar ausgiebig - ein echter Zufluchtsort, seit ich nicht mehr auf meinen verwirrten Vater aufpassen, an der Unfähigkeit der Pflegekraft verzweifeln oder den Fragen und Anfeindungen der Nachbarn ausgesetzt bin.


Und ach, na ja: was den Tod betrifft; er gehört ohnehin zum Leben dazu, kein Grund für mich, angesichts des letzten Tabus der westlichen Welt in stumme Hilflosigkeit zu verfallen, wie ich das so oft erlebe, besonders bei Menschen, die pausenlos die Kraft aufwenden müssen, zu verdrängen, dass es eines Tages halt auch um sie selbst geschehen sein wird. Tut mir jetzt echt Leid, wenn ihr es hier auf die harte Tour erfahrt: aber wir werden alle sterben und unsere Körper verwesen. Oje, ich hoffe, ihr sitzt nicht gerade beim Frühstücksei...! 😂
Ich empfehle übrigens Feuerbestattungen, dann umgeht man das unappetitliche Thema Verwesung vollständig und braucht den weit entfernt lebenden Angehörigen (solchen Rabentöchtern wie mir beispielsweise) schon mal nicht jahrelang vorwerfen, die letzte Ruhestätte verkommen zu lassen. Grabpflege ist nämlich eine Art Wissenschaft und hat natürlich, wie fast alles im Leben, für manche Menschen fast schon mit soldatischer Pflichterfüllung zu tun.
Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung. Übrigens hätte meine Mutter, deren Grab meinethalben stets eher ungepflegt wirkte - ich hatte da einfach kein Talent! - mir diesen Vorwurf nicht gemacht. Sie sagte zu Lebzeiten nämlich oft, wir könnten sie ihretwegen in die grüne Tonne schmeißen, wenn sie tot sei, es sei ihr völlig egal. Worauf ich meinte, das ginge halt nicht, sie sei nämlich Sondermüll. So viel zum Thema schwarzer Humor. Kann da gar nix dafür, ist vererbt. Ich weiß, andere finden das gar nicht lustig.


Und huch, stimmt ja, heute nur Unterhaltsames und Fröhliches... war zumindest mein Vorsatz. Wenden wir uns also einem amüsanteren Thema zu: vielleicht dem Interieur von Krankenhäusern, gerontopsychiatrischen Zentren oder Pflegeheimen? Es mag ja nette, gemütliche Hospize oder Alten-WG's geben, aber bei den meisten Einrichtungen dieser Art verursacht nicht nur der sterile Geruch nach Desinfektionsmitteln Übelkeit, sondern auch die ungemütliche Einrichtung! Diese hässlichen, kahlen Wände! Die winzigen Betten, für gewöhnlich große Menschen viel zu kurz und zu schmal!
Wenn ich mir vorstelle, dass eine normale Familie (halt solche Menschen, die emotional weniger verkorkst sind und sich nahe stehen, soll's ja auch geben 😂!) in der Regel auf unbequemen Stühlen ums schmale Krankenhausbett gedrängt verharren muss, statt in einer kuscheligen Sofalandschaft um den Kranken, möglicherweise Sterbenden, herum zu fläzen, gemeinsam Life of Brian zu gucken und Popcorn zu snacken - also, ich hätte da jede Menge Ideen, wie man dem Ganzen den sterilen Schrecken nehmen könnte. Aber mich fragt ja wieder mal keiner.
Tja, und sonst so: weiterhin kafkaeske Zustände mit immer wieder überraschenden Wendungen, nervige Telefonate und mühsame Organisation - dann wieder Hoffnung, Fehlschläge, Mahnungen, Nachzahlungen... und über all dem schwebt eine diffuse Wolke der Verwirrung und Unklarheit. Wie das halt so ist, wenn man sich mit Dingen beschäftigen soll, mit denen man sich niemals zuvor auseinander setzen wollte. Oops, nur Unterhaltsames heute. Ganz vergessen...
Aber mal ehrlich: wenn ich für die meisten Sachverhalte des Lebens offenbar schlicht und ergreifend zu blöd bin, wie um alles in der Welt schaffen alle anderen Leute sowas alles? Ich weiß ja, es nützt überhaupt nix, sich immer wieder dieselben Fragen zu stellen - aber ich tu's trotzdem. Außerdem frag ich mich hin und wieder im tendenziell nölenden Jammerton, zu welchem Zeitpunkt mein ruhiges, kleines, popliges, unaufgeregtes, aber zufriedenes Leben endlich wieder in seinen gewohnten Fugen verlaufen könnte. Eventuell, wenn's dem Universum nix ausmacht, noch bevor ich selbst alt, schrumpelig und dement bin...? Hal-lo? Also, ich wär jetzt nämlich so weit.
OUTFIT:
Trenchjacke: Donna Karan New York (Frühjahr 2025)
Strickkleid: C&A
Schuhe: Tamaris
LOCATION:
in und um die "Ferienwohnung"
Maren, Maren, Maren,
AntwortenLöschenich fühle mit dir!!!
Es gibt so Situationen, da denke ich in meinem kleinen Hirn, mitten im Supermarkt, was wäre , wenn ich jetzt auf einmal anfangen würde zu schreien ?? Weil mir einfach danach ist. Würden dann die Männer in den weißen Kitteln kommen? Also kratze ich den Rest meiner Zivilisiertheit mit großer Anstrengung zusammen und tu so, als ob nix wäre.
Übrigens, ein Lieblingssatz aus einem wunderbaren Film, den ich dir wirklich empfehlen kann, wenn du ihn noch nicht kennst "Little Miss Sunshine". Ein wunderbarer Film über eine Familie, die anders ist als andere.
Und dann kommt dieser Satz in einer echt schrägen Situation "Jetzt tun wir mal so, als ob wir alle ganz normal wären."
Was glaubst du, wie oft ich mir den Satz ins Hirn hole. ^^^hahaha. Bitte den Film gucken. :-)
Liebe Maren, bisschen sehr viel auf einmal für dich, oder? Lass dich drücken und sagen, alles wird gut. ( wenn ich es ja auch nicht weiß, aber Trost muss sein ).Ja, wirklich helfen kann ich dir nicht. ein normales, einfaches Leben , das wünschen sich so viele. Aber wer hat's wirklich?
Ich drück dir fest die Daumen, dass du dahin zurückfindest und drück dich feste aus der Ferne,
Claudia
PS.
LöschenWas die Beerdigung von mir angeht- in dem Bundesland, in dem ich wohne, werden demnächst auch Flußbestattungen erlaubt sein. Das ist es,was ich mir wünsche, Flußbestattung im Rhein.
Werde dann sowieso in s Meer gespült, was ich ursprünglich wollte.
Liebe Grüße,
Claudia