Sunday Colors: Christine
Zunächst zweifelte sie scheinbar die Echtheit des Fahrzeugscheins, meines Personalausweises und den meines Vaters an, welche ich ihr pflichtbewusst zur Ansicht vorlegte. Diese wurden jedenfalls äußerst sorgsam geprüft. Anschließend ließ sie sich enorm viel Zeit mit dem Studieren der acht Seiten der Vorsorgevollmacht. Schließlich, als ich schon beinahe eingeschlafen war, fand sie endlich ein Haar in der Suppe! Ha!
Mein Vater hatte meine Schwester und mich gemeinsam mit der Vollmacht betraut - und jetzt wollte ich den Fahrzeugbrief im Alleingang beantragen. Das konnte ja nicht mit rechten Dingen zugehen! Frau Korinthenkacker beauftragte mich also, meine Schwester sofort anzurufen, um von dieser eine schriftliche Einverständniserklärung der Beantragung plus Ausweiskopie per Mail zu erhalten und beäugte mich misstrauisch, als ich ihr zehn Minuten später mitteilte, dass ich sie telefonisch nicht erreichen konnte. Aha-aha, was war da los? Erst einsam und allein einen Fahrzeugbrief beantragen wollen - und dann so tun, als sei die Mittäterin nicht zu erreichen? Ts.
Letztendlich einigten wir uns darauf, dass ich am nächsten Tag noch einmal persönlich erscheinen und alle erforderlichen Dokumente und Bestätigungen mitbringen sollte. Gesagt, getan. Frau Korinthenkacker war sogar bereit, mir den einbehaltenen alten Fahrzeugschein sowie den neuen Fahrzeugbrief gegen Gebühr nach München zu schicken. Hurra! Das ganze sollte noch dazu bereits in etwa 14 Tagen über die Bühne gegangen sein. Also fuhr ich ohne jegliche Fahrzeugpapiere mit dem Auto nach München, weil ich es dort verkaufen wollte, sobald die Papiere im Briefkasten waren. Und dann wartete ich erst einmal. Eine Woche, zwei Wochen, drei Wochen...
Hmmmmm. Momentchen. Auf Nachfrage teilte mir die geschäftige Frau Korinthenkacker mit, sie habe leider feststellen müssen, dass die nächste HU im Juli fällig war. Daher könne sie die Papiere natürlich nicht ausstellen. Zuerst müsste ich das Auto durch den TÜV bringen. Aaaaaah! Dummerweise informierte sie mich drei Tage vor meinem Sommerurlaub darüber. Also verschob ich den Autoverkauf auf September und fuhr, wie ihr ja wisst, erst einmal für vier Wochen nach London.
Aber um die Geschichte nicht so mir nichts, dir nichts enden zu lassen - wär ja auch wirklich zu einfach! - fuhr ich ein paar Tage vor dem TÜV-Termin mit besagtem Auto in die Arbeit, weil die Stammstrecke mal wieder gesperrt, ich spät dran und reichlich genervt war. Und auf der Heimfahrt, beim rückwärtigen Ausfahren aus der Parklücke, passierte es: wegen "viel im Kopf" und einer defekten Einparkhilfe streifte ich die Stoßstange eines Herren im BMW, der Frau Korinthenkacker als männliches Pendant durchaus alle Ehre gemacht hätte. Ich kann euch nur sagen, der Typ war bedrohlich!
Zusammengefasst sah meine Situation nun auch noch in etwa so aus: ich hatte soeben einen Schaden an einem fremden Auto verursacht. Mit einem Fahrzeug, das theoretisch nicht mir gehörte. Ohne jegliche Fahrzeugpapiere. Und mit seit 3 Monaten abgelaufenem TÜV. Tja, und wenn ich ehrlich sein soll, noch nicht einmal mit einem gültigen Kartenführerschein, sondern noch immer mit dem alten rosa "Lappen".
Es gibt also durchaus bessere Voraussetzungen. Daher habe ich zunächst den Kopf in den Sand gesteckt und überhaupt nichts unternommen. Das ist manchmal gar nicht so verkehrt. In dem Fall aber wohl schon eher, weil ich der Versicherung schließlich eine Schadensmeldung machen musste. Was ich in letzter Sekunde dann auch noch getan habe.
Kurz gesagt: das Auto kam problemlos durch den TÜV. Die Versicherung zahlt den Schaden. Ich darf das Auto endlich verkaufen. Theoretisch. Gerade kam leider aber noch was dazwischen.... puh. Stephen-King-Kenner ahnen natürlich, warum der heutige Post "Christine" heißt.
Hallo Maren,
AntwortenLöschenich muss jetzt erst Mal ne Runde weinen. Ehrlich.
Du sitzt am Amt und bist total hilflos, weil irgendwas fehlt, an das du im Traum nicht gedacht hast. Gut, die Behörden haben auch ihre Vorschriften, aber manchmal ist es zum Verzweifeln.
Dein kafkaesker Alptraum, ja so hätt's dann auch sein können. Klein Maren in einer Endlos-Schleife gefangen und kein Entkommen, brrrrrrr.
Als ich den Titel las, und den ersten Satz, da wusste ich schon, das nix schönes kommt. Denn ich bin Superwoman und weiß alles besser ( ahja, das war gar nicht ich, sondern jemand anders , har har har).
Viel im Kopf, das isses. Und deshalb renn ich auch überall dagegen. Wie krieg ich weniger in den Kopf?
Bevor ich jetzt in noch mehr Trübsal verfalle, dein herbstliches Outfit ist klasse!! Du bist der leuchtende Ahornbaum im Park, oder auch der Indian Summer.
Viele Grüße,
CLaudia