Wohnen in London: Camden Market und brand new shoes...
"I heard telephones, opera house, favorite melodies...
I saw boys and toys, electric irons, TV′s...
My brain felt like a warehouse - it had no room to spare,
I had to cram so many things to store - everything in there!
And all the fat, skinny people!
And all the tall, short people!
And all the nobody people...
And all the somebody people...
Christ, I never thought I'd need so many people...!"
("5 Years", David Bowie, 1972)
Grundgütiger, so viele Leute... und das an einem Montagvormittag, den ich mir natürlich wohlweislich herausgesucht hatte, denn ich dachte, wenn ich schon Camden Market besuche, dann lieber nicht gerade am Wochenende! Die Ansammlung von verschiedenen Märkten in und um die Camden High Street im Londoner Bezirk Camden Town (und wieder was gelernt: man spricht es Kämmden, nicht etwa Keymden... tja, ich sag nur Grennitsch! 😂) wird pro Woche von rund 500.000 Menschen besucht. Solche Menschenmassen halte ich eine Weile gut aus, aber irgendwann wird es mir zu viel.
Der Markt selbst besteht aus sechs benachbarten Bereichen: Camden Lock Market, Stables Market, wo 2014 das Amy-Winehouse-Denkmal aufgestellt wurde, Camden Canal Market im Nordosten des Areals, Buck Street Market im Süden, dem Electric Ballroom in den Räumlichkeiten eines alten Clubs aus den 1930er Jahren, der am Wochenende als Club dient und in dem bereits Musiker wie Madness, Iggy Pop, U2 oder Sid Vicious auftraten - und schließlich Inverness Street in einer Seitenstraße der Camden High Street.
So viel möchte ich allerdings gar nicht über dem Camden Market berichten, denn erstens ist dies heute ein ohnehin schon sehr umfangreicher Post - und ihr wisst, ich fasse mich ansonsten eher kürzer - und zweitens, tja, es ist halt ein Markt, wenngleich ein sehr berühmter. Aber halt nix, was man sich nicht auch ohne Erklärung vorstellen könnte... und es gibt unendlich viele Fressstände mit internationalem Essen (für mich gab's an diesem Tag Gnocchi mit Trüffel und Parmesan direkt am Ufer des Regents Canal - ich mach's inzwischen wie die Briten und nehme meine Mahlzeiten hauptsächlich im Freien ein 😂).
Und natürlich musste ich DEN Laden besuchen: Modfather! Dort sind neben coolen alten Vespas vor dem Eingang und einem Angebot von hauptsächlich Fred-Perry-Klamotten auch coole Fotos von sämtlichen Helden meines jungen bis nicht mehr ganz so jungen Erwachsenenalters ausgestellt: Richard Ashcroft, Paul Weller und natürlich den Gallagher-Brüdern, welche momentan eine Riesen-Welle wegen ihrer Wiedervereinigungs-Tour durchs vereinigte Königreich auslösen.
Nicht zu vergessen der meiner Meinung nach musikalisch und stimmlich beeindruckendsten "Mod"-Band Londons: the WHO! Schon völlig verrückt, welche musikalischen Einflüsse aus London kommen und wie sich die Musikszene dort immer wieder neu erfindet und somit äußerst lebendig bleibt. Ich hoffe, ihr würdigt auch meine Songzitate passend zu jedem London-Post, wobei ich Wert darauf lege, dass die Urheber wenn nicht aus London, dann zumindest aus Großbritannien stammen.
Das Beste ist, dass sich so ein Besuch des Marktes direkt mit einer kleinen Bootstour auf dem Regents Canal verbinden lässt, die mich nicht nur wegen der direkt am Ufer liegenden noblen Stadthäuser (in denen Musiker wie David Gilmour oder stinkreiche Scheichs und Kronprinzen ihr Zuhause respektive ihre Zweitwohnung gefunden haben), sondern vor allem natürlich insbesondere wegen der Sicht vom Wasser aus auf die vielen Hausboote interessiert.
In diesen zumeist sehr schmalen Booten, Narrowboats genannt, wohnen Menschen für Londoner Verhältnisse eher kostengünstig mitten in der Stadt und dennoch in der Natur. Die schwimmenden Tiny Houses sind dabei teilweise äußerst kreativ gestaltet. Kreativ ist allerdings das Stichwort, denn das Leben auf dem Wasser scheint in der Realität dann doch viel weniger romantisch zu sein als es auf den ersten Blick scheint. Das mag mit den wohl häufig unterschätzten Problemen wie Feuchtigkeit, undichte Stellen, Rost, Wasser-/Abwasser, Holzöfen, Gemeindesteuer und der eher sehr kuscheligen Nähe zu den Nachbarn zu tun haben.

Das muss man halt wirklich mögen. Außerdem zahlt man zusätzlich zum Kauf und den Reparaturen eine doch eher hohe Pacht für die Nutzung der Liegeplätze. Die Alternative ist, dass "Boaties" gegen eine Lizenz von etwa 1000 Pfund im Jahr (in London ein Schnäppchen!) für je zwei Wochen einen öffentlichen Liegeplatz im Londoner Kanalsystem nutzen dürfen, danach aber zu einem anderen wechseln müssen. Möglicherweise aber kein Problem für junge, ungebundene Leute.
In meiner Kindheit hatte ich das Glück (und dafür bin ich echt dankbar!), dass Hausboote in Großbritannien und Irland noch nicht den Boom erfahren hatten wie seit Beginn der 80er Jahre - was mir zwei schöne und sicher noch bezahlbare Urlaube auf der Themse und auf dem Shannon einbrachte. Zudem kann ich nur sagen, dass man beim gemütlichen Schippern auf dem meist ruhigen Fluss auch das Schleusensystem nicht unterschätzen sollte! Da muss man nämlich jedes Mal aussteigen und kräftig kurbeln - das war damals Kinderarbeit! 😂
Aber zurück zum Regents Canal. Zum Glück boomte die Idee, die alten Narrowboats aufzuhübschen und sie als fahrbare Untersätze und zum Wohnen zu nutzen, denn so konnten einige von ihnen durch die Sanierung erhalten bleiben. Ursprünglich war ihr Zweck nämlich ein ganz anderer: zu Beginn der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in ganz England ein einzigartiges System von künstlichen Wasserwegen geschaffen, um Güter und Waren mit Hilfe von Lastpferden auf beidseitig verlaufenden Treidelpfaden zu transportieren.
Leider erfolgte nach dem zweiten Weltkrieg der Niedergang der Kanalschifffahrt, und nicht nur die hübschen Narrowboats, sondern mit ihnen auch die alten Treidelpfade, verschrotteten und verfielen. Heute gar nicht mehr vorstellbar, denn aus den Pfaden wurden hübsche Spazierwege am Wasser, von denen aus man die nicht minder hübschen Boote bewundern kann.
Und fürs lange Durchhalten gibt es - zumindest für die interessierte Modebloggerin - noch eine kleine Belohnung: Schuhe nämlich! Genauer gesagt, ganz besondere Schuhe, wie ich finde. Tja, Samba-Treter aus Herzogenaurach kann ja jeder 😂. Ich beschließe, mir etwas London-Typisches zu gönnen - wenn ich schon mal live vor Ort bin. Nein, keine Doc Martens, die kriegt man ja auch inzwischen überall, sondern Schuhe, die es in Deutschland (noch) nicht zu kaufen gibt!
Also hab ich zuvor bereits ein wenig recherchiert und bin durch Zufall auf diese wunderschönen, individuellen Schuhkreationen gestoßen. Genau dieses Paar hatte ich mir online bereits "vorgemerkt", also war es ein Leichtes, im Geschäft nach der richtigen Größe zu fragen... und sie waren tatsächlich vorrätig, passten auf Anhieb, fühlten sich klasse und bequem an! Ich bin jedenfalls hin und weg von meinen neuen Embassy-Trainers! Sind sie nicht wunderschön? Allein schon der Schuhkarton ist so schick und wird auf jeden Fall im Koffer Platz finden...
Embassy London gibt es übrigens erst seit 2011, die Designer fingen mit einem bescheidenen Marktstand in London an. Daraus hat sich mittlerweile ein expandierendes Unternehmen entwickelt, welches Filialen in Camden, Greenwich, Brighton, Canterbury und Denver, Colorado unterhält und zudem online Kunden mit handgefertigten, hochwertigen Schuhen und Accessoires aus echtem Leder weltweit beliefert. So gut beraten wie ich wird man allerdings nur, wenn man direkt vor Ort kauft! Im Übrigen hat die nette Verkäuferin die Libellen-Brosche von DaSempre bewundert, die ich an diesem Tag trug... 😂
![]() |
Liebe Maren,
AntwortenLöschenwer begrüßt mich schon am Morgen? Einer, mit dem ich nie gerechnet hätte! Vielen Dank dafür!! :-) und das Foto kannte ich noch gar nicht!
David Bowie gleich darunter. :-)
Das war sicher a touch too much, die ganzen people. Die Gegend mit den Hausbooten wirkt schon etwas ruhiger und peaceful. Da wäre ich dann etwas länger geblieben. Nach so einem People-schock brauch ich immer die Ruhe.
Die Schuhe, ja die sind wirklich schön und bunt und hip und London!
Die werden dich im trüben Herbst aufmuntern und an deinen schönen Urlaub erinnern. Tolle Teile, die Schuhe, der Karton auch! Flower Power.
Dir noch weiter viel Spaß im Trubel und in ruhigen Gefilden,
Claudia :-)
Oh Maren, Bowie! Klar würdige ich die SongTexte😄
AntwortenLöschenEin bunter Trubel und nicht wenige bunte Hausboote. Montag hätte ich auch nicht erwartet dass so voll ist! Sarah war damals am Wochenende, das sah genauso aus.😅
Millionenstadt mit Touristen halt. Ich erinnere mich an die Massen in der Tube.
Maren die Schuhe sind der Knaller. Eine tolle Idee zu diesem Laden zu gehen.
Die werden Dich schön an diese Zeit erinnern. ☺️habe mir damals in Brighton Schuhe gekauft, die stehen hier auch noch.
Toller Post ich guck mir nachher die Fotos nochmal in Ruhe am iPad an. Das hat Lucia grade erobert. Peppa Pig😅
Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina ps bin schon gespannt auf Sonntag
Ah, die Tasche sind wunderhübsche Schuhe geworden! Gut gewählt, da wirst Du lange mit London-Feeling in Munich unterwegs sein...
AntwortenLöschenDeine Vortexte würdige ich natürlich auch und freue mich über Deine kluge Auswahl!
Camden Market scheint immer voll zu sein. Wir haben es damals nicht geschafft. Aber - Du ahnst es schon - Frau D. natürlich schon.
Sie hat ihr Hausboot dort irgendwo. Sie ist sogar mitsamt dem Hausboot umgezogen, dh. sie hat es woanders hinbringen lassen in einer Wahnsinns-Aktion.
Leider habe ich das Buch verschenkt nach dem Lesen, ich würde es zu gern an vielen Stellen nachlesen, jetzt wo Du dort bist!
Deine Berichte liebe ich! <3<3<3
Herzlich,
Sieglinde
Oh, Schuhe...sehr schön liebe Maren...teuer? Wahrscheinlich, sind ja hip und aus London.
AntwortenLöschenLiebe Grüße vom Tango Argentino Event
Violetta
Ja, ich seh schon: da steppt der Bär! Man kann die Vibes bis hier ins Schwiezli spüren....! 😉 Und so ein Hausboot....herrlich. Da würd ich sogar die paar Unanehmlichkeiten in Kauf nehmen. Stell mir grad vor wie das sein muss, wenn man nachts im Bett liegt, leise eingewiegt von den Wellen, und das Gluckern der Wellen hört. Schlafstörungen adé!
AntwortenLöschenIch hoffe nur inständig, dass diese Bronzefigur oben links im Bild neben den Regenschirmen über der Gasse nicht Amy Winehouse sein soll. Das würde ihr nämlich überhaupt nicht gerecht. Entweder ist das eine sehr ungünstige Perspektive, oder der "Künstler" hatte gerade einen ganz schlechten Tag. Ich mag Amy sehr und finde es wirklich tragisch, dass sie uns nicht mehr mit ihrer Musik beehrt....
Die Schuhe sind ein tolles Mitbringsel- wenn schon Souvenirs, dann richtig wertige. Okay, eine winkende Queen-Figur kann auch ganz witzig sein, aber die trägt einem nicht leichten Fusses durchs Leben!
Hab weiterhin eine schöne Zeit, herzliche Grüsse!