Zwischentöne: Britons never shall be slaves
"London is my city
Jamaica's my country
Africa's my history
it ain't no mystery
how I came to be, earthling-free
sitting in Ilford watching TV"
(Earthling, Radar, 1995)
In meinen Posts behandle ich bekanntlich gerne auch mal das ein oder andere "soziale Thema", vor allem natürlich, wenn es mich aus unterschiedlichsten Gründen inspiriert, beeindruckt, beschäftigt oder berührt. Ist vermutlich irgendwie auch mein "Berufsrisiko"! Künftig würde ich so etwas gerne ganz offiziell ab und zu mit euch teilen und, wenn ihr mögt, diskutieren. Und diejenigen, welche keine Lust auf solche Posts haben, wissen auch gleich Bescheid und brauchen gar nicht weiterlesen - win-win auf allen Ebenen also!😂
Weil ich nicht immer alles so akribisch ausgemalt und gerahmt präsentieren will, da ich meistens keine Ahnung von dem, was ich schreibe, habe noch Raum für Weiterentwicklung lassen möchte, nenne ich die Reihe mal "Zwischentöne" - es soll um Farbschattierungen oder Nuancen gehen, wenn man so will - ich male euch nämlich kein fertiges Schwarz-Weiß-Bild, wie käm ich auch dazu.
Möglicherweise stehen manche da nicht so drauf - aber es sind nun mal hauptsächlich Emotionen, über die ich schreibe. Wenn ihr knallhart recherchierte Fakten sachlich präsentiert haben wollt, seid ihr bei mir ohnehin an der völlig falschen Adresse 😂! Meine treuen Leserinnen wissen das natürlich.
Heute geht es um ein Thema, welches mich in den vier Wochen, die ich im aufregenden London wohnen durfte, sehr beschäftigt hat. Denn dort, wo ich wohnte, in East Croydon, war ich als "Weiße" eindeutig in der Minderheit! Tatsächlich. Und wie "der Zufall so will", stieß ich alsbald auch überall, wo ich war, genau auf dieses Thema. Ist ja immer so, ihr kennt das bestimmt auch.
Und ich begann mich zu fragen, wie es sich wohl anfühlt, als "People of Color" in so einer vordergründig offenen, multikulturellen, toleranten und bunten Stadt (weshalb es ja unter anderem so gutes Streetfood gibt 😂!) zu leben. Und natürlich auch, wie es überhaupt dazu kam.
"Rule Britannia! Britannia rule the waves.
Britons never, never, never shall be slaves!"
(patriotisches Lied von 1740,
zu Zeiten des blühenden britischen Sklavenhandels)
Das Gemälde oben - gesehen im Museum of the Home - hat mich nachhaltig berührt. Es zeigt englische Kinder im 19. Jahrhundert zusammen mit ihrer Nanny, die ihrer Hautfarbe nach vermutlich ursprüngliche Wurzeln in Afrika hatte, aber wohl eher bereits aus den Kolonien der so genannten West Indies stammt. Möglich, dass Teile ihrer Familie (man entzweite Paare und riss Familien üblicherweise auseinander, um die "Moral zu schwächen") nach London verkauft wurden und ihr weiteres Leben als Besitz einer gut situierten Londoner Familie fristeten.
Als das Bild entstand, wurde der so genannte Slave Trade Act vom britischen Parlament bereits angenommen, ein Gesetz, welches den Sklavenhandel im British Empire zwar beendete, nicht aber die Sklaverei selbst. Dass es nahezu überall unfreie, Sklaverei-ähnliche Zustände gab und bis heute gibt, bleibt unbestritten. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir bleibt beim noch heute auf Veranstaltungen gerne mit stolzer Brust dreist geschmetterten "Britons never shall be slaves" echt die Spucke weg!
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| Eine der Collagen der Künstlerin Caroline Chinakwe, Museum of London Docklands |
Beim Thema Sklaverei denken viele (ich auch!) üblicherweise mehr an Amerika und den Bürgerkrieg und vergessen dabei tendenziell, dass unfreie Menschen ebenso den Wirtschaftskreislauf in Europa und vor allem den des damaligen Britischen Welt-Imperiums in Schwung hielten.
Dabei wurden nicht nur Menschen aus Afrika in die karibischen Kolonien oder die neue Welt verschifft, sondern ein beträchtlicher Teil an Arbeit wurde auch im England des 16. bis 19. Jahrhunderts durch Sklaven erbracht. Haussklaven waren in London durchaus üblich. Die Folgen des Kolonialismus und der Sklaverei sind also der hauptsächliche Grund, weshalb es heute so viele Black Britons gibt - vor allem in London. Ich finde, das macht die Sache halt gleich weniger cool.
Und jetzt wird's meiner Meinung nach richtig interessant: der britische Versicherungskonzern Lloyd's of London beispielsweise entschuldigte sich erst im Jahr 2020 (!!) offiziell für seine Rolle im atlantischen Sklavenhandel und versprach, Organisationen zur Gleichstellung von Menschen afro-britischer Herkunft finanziell zu unterstützen.
Ich finde es zudem höchst erstaunlich, dass britische Sklavenhändler teilweise bis heute verehrt werden, weil sie durch dieses zwar blutige und unmenschliche, aber lukrative Geschäft schließlich die wirtschaftliche Entwicklung des Landes vorantrieben. Genau so, wie es am Ende auch rein wirtschaftliche Gründe waren, welche die Briten die Sklaverei beenden ließen, keineswegs humane.
Und ebenso erst vor 5 Jahren warfen Black-Lives-Matter-Demonstranten die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston ins Hafenbecken von Bristol. Erst 2022 gab es überhaupt mal einen britischen Premierminister mit indischen Wurzeln (Rishi Sunak). Aber auch der sah keinen Grund, sich im Namen der Regierung öffentlich für die Sklaverei (unter der Indien bis 1947 schließlich ebenfalls litt) zu entschuldigen, als er vom schwarzen Labour-Abgeordneten Bell Ribeiro-Addy dazu ersucht wurde. Sunaks Antwort lautete, dass es nicht der richtige Weg sei, die britische Geschichte neu aufzumachen.
Ha! Natürlich nicht, denn somit würde man wohl tatsächlich ein Fass öffnen, dessen Inhalt sich unkontrolliert vor allem auf die Upper Class ergießen würde. Daher wartet man ja auch bis heute vergeblich auf eine(n) Premierminister*in mit karibischem Hintergrund. Könnte möglicherweise nicht zuletzt daran liegen, dass der Großteil zumindest der Tory-Regierungen eher aus Oxford- und Cambridge-Absolventen besteht. Und Zugang zu diesen Elite-Unis muss man sich auch erst einmal leisten können.
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| Afrikaner in Europa, Chinesen in der Karibik, Inder in Afrika: Zwangsmigration gesteuert von britischer Macht. |
Genau an diesem Punkt kommt meines Erachtens nach die typische britische Mentalität ins Spiel: die Herkunft, nicht nur wie, sondern vor allem wo man wohnt, welche Schule und gar welche Uni man besucht, in welchen Kreisen man verkehrt, auch zum Beispiel wie man spricht, darauf wird gerade im vereinigten Königreich viel Wert gelegt. Auch noch im Jahr 2025.
Daher ist Klassendenken schon etwas typisch Britisches. Status ist dort nicht nur eine Frage des Geldes, sondern vor allem des "Stallgeruchs", wie der britische Soziologe Mike Savage in seiner Studie „Social Class in the 21st Century“ beschreibt. Verarmter Adel geht vermutlich voll klar, aber einen durchschlagenden Cockney-Slang (Arbeiterklasse - igitt!) wird man in den elitären Kreisen niemals dulden. Und wohl auch keine braune Hautfarbe. Es sei denn, der/die schwarze Partner*in ist vorteilhaft fürs tolerante Image.
Aber wie auch immer, ich bin ja nicht blind, ich hab doch in London selbst gesehen, dass in Vierteln wie Croydon, Ilford oder Brixton die Hautfarbe mindestens jeder zweiten Person garantiert nicht weiß ist. Und dass diese Viertel nicht die angestrebten Postcodes im Hipster-London sind und schließlich auch nicht das Unterhaus repräsentieren, ist auch klar erkennbar. Tja, wo kämen wir hin, wenn sie uns jetzt auch noch unseren versnobten, ganz aktuellen, keineswegs ausgestorbenen Klassendünkel unterwandern?
Dabei ist mir bewusst, dass die Sklaverei und ihre Folgen, dieses düstere Kapitel der Geschichte, auf dem nicht zuletzt unsere so genannte Kultiviertheit fußt, auch in anderen Teilen der Welt nicht wirklich aufgearbeitet wurde, zum Beispiel in den USA oder Brasilien.
Aber dass mitten in Europa (zumindest geografisch betrachtet 😂) eine so offensichtliche und gleichzeitig immer schön unter dem Toleranz-Deckmäntelchen vertuschte Klassengesellschaft es immer noch nicht hinbekommt, Themen wie Kolonialismus und längst fällige Reparationszahlungen anzugehen, sondern lieber "gebeugt über Beyond-Meat-Burgern mit Potatoe-Wedges, besprüht mit Trüffel-Öl", wie es die afro-britische Autorin Natasha Brown in ihrem Debütroman "Zusammenkunft" auf den Punkt bringt, noch heute lieber alles verdrängt und von sich weist, das muss man auch erst mal schaffen, finde ich.
Genauso vergeblich, wie die Suche im berühmten, so genannten "British Museum" in London nach nur irgend etwas "Britischem" unter den dort ausgestellten Exponaten aus aller Herren Kolonien verläuft, genauso weitgehend vergeblich waren offensichtlich die Versuche, die britische Vergangenheit bislang wirklich aufzuarbeiten. Wenn überhaupt, dann fing es vor ein paar Jahren erst an. Puh - da kam der Brexit ja gerade rechtzeitig, um von solcherart Problemen gleich mal wieder abzulenken.
Ich hoffe, ihr versteht meine - möglicherweise unter anderem durch meine "schottische Prägung" entstandene - Vorbehalte am Stolz der Engländer auf ihr supertolles Königreich nun etwas besser. Und ihr wisst hoffentlich auch (muss ich es wirklich erwähnen?) dass ich mich als in Deutschland geborene Erdenbürgerin selbstverständlich mit der hiesigen Vergangenheit auseinander gesetzt habe. In Grund und Boden geschämt hab ich mich jahrelang, im Ausland zuzugeben, Deutsche zu sein. Genauso, wie mir die alten, neuen, rechten Parolen, Parteien und Entwicklungen eine riesige Angst machen. Never ever werdet ihr das Wort "Stolz" im Zusammenhang mit meiner Herkunft hören.
Aber mit "British Pride" wird man einfach überall im Königreich konfrontiert - nicht zuletzt im Supermarkt. Stellt Euch bloß mal vor, jedes hiesige regionale Produkt, ob Rettich oder Bergkäse, würde mit dem Gütesiegel "Deutscher Stolz" versehen. Tja, vermutlich würde man in dem Fall die AfD-Wähler schon am Inhalt ihrer Einkaufswagen erkennen 😂.
In England hast du fast keine Chance, dieses Siegel zu umgehen. Und das sehe ich unter anderem sehr wohl kritisch, wenn ich darf. Die Vergangenheit ist nun mal geschehen und lässt sich nicht mehr verändern. Aber ob wir daraus lernen oder nicht, wie wir dazu stehen und damit umgehen, ob wir diesbezüglich überhaupt ausreichende Informationen erhalten, das sollte uns doch zumindest möglich gemacht werden.







Liebe Maren,
AntwortenLöschenman merkt, dass dieses topic dir sehr auf der Seele brennt.
Wenig kann ich dazu schreiben, da ich mich mit dem Thema nicht tief genug beschäftigt habe.
Das Gemälde berührt mich auch sehr. Wenn man sich vorstellt, wieviel individuelles Leid hinter den Familiengeschichten steckt.
Stolz auf seine Herkunft zu sein, das finde ich immer sehr unangebracht. Man kann ja nun mal überhaupt nichts dafür. Damit hausieren zu gehen, finde ich unmöglich bis zur Halskrause.
Die "lieben" Vorverurteilungen oder Vorurteile aufgrund seiner Herkunft, die "mag" ich auch sehr.
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
Löschendas macht gar nix, wenn du dich noch nicht mit dem Thema so beschäftigt hast bzw, meinst, nur wenig dazu beitragen zu können.
So seh ich das gar nicht, jeder Beitrag ist wertvoll, und was du über Stolz und Herkunft schreibst, finde ich umso wertvoller. Stolz kann man auf eigene Leistungen sein, auf Dinge, die man selbst erreicht hat, Für seine Herkunft kann man dankbar sein - und das bin ich z.B. Ich bin dankbar, in einem demokratischen und wohlhabenden Land geboren zu sein, das empfinde ich als großes Privileg. Stolz bin ich z.B. darauf, dass ich nie aufgehört habe, Dinge zu hinterfragen und es zwar als Glück, aber dennoch als Ungerechtigkeit empfinde, dass Menschen heute noch völlig unterschiedliche Startbedingungen ins Leben erhalten. Trotzdem bin ich froh, dass Kinder z.B. ungeachtet der Voraussetzungen und Hautfarbe in Deutschland die selbe Schule und Uni besuchen können, wenn sie motiviert sind. Das ist in anderen Ländern nicht selbstverständlich, auch nicht in GB.
Liebe Grüße,
Maren
Guten Morgen Maren, tatsächlich macht mich das Thema tief traurig.Nein ich bin auch nie stolz Deutsche zu sein. Ich kenne das Gefühl, das Du hast wenn Du gefragt wirst woher Du kommst.
AntwortenLöschenDas Thema hat mich in meiner Kindheit schon fast panisch traurig gemacht, es gab eine TV Serie, keine Ahnung wie die hieß, die meine Oma schaute. Ich konnte nicht begreifen, dass so etwas wie Sklaverei möglich ist.
Sorry komme nochmal wieder 😅
Kann es sein, dass die Fernsehserie "Roots" hieß?
LöschenAn die kann ich mich auch erinnern.
Liebe Grüße,
Claudia
Roots war ein echter Straßenfeger damals, ich erinnere mich, ganze Familien saßen vor dem TV. Hat nicht O.J. Simpson sogar mitgespielt? Jedenfalls hab ich das als Kind auch mitgeguckt...!
LöschenOh Gott ja. Ich habe so mitgelitten.
LöschenWie konnte man das alles bezahlen und unterhalten habe ich mich immer angesichts der Wahnsinnsschlösser & -landsitze gefragt, der Irren Repräsentationsbauten. Doch nur durch Ausbeutung, hemmungslos. Wenn sie nicht so einen herzerfrischenden Humor hätten, hätte ich die Inselbewohner kaum ertragen können mit ihrer stolz geschwellten Brust. Dass sie jetzt auf keinen grünen Zweig mehr kommen, liegt ja daran, dass man mit demokratischeren, gleichberechtigteren Gepflogenheiten solche Prachtentfaltung nicht finanzieren kann.
AntwortenLöschenWas mich schon vor 55 Jahren in meinem Vierteljahr in Birmingham beeindruckt hat: die menschliche Vielfalt. Die ist ja hier bei uns in den Metropolen viel später angekommen ( und heute könnte es eine gebürtige Kurdin schaffen, Kölner Oberbürgermeisterin zu werden ).
Ja, und was die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit betrifft: das habe ich gerade in München betrieben. Ist erschütternd und damit auch befreiend. Ich steh jetzt zu dem, was ich AUCH bin. Könnte also eine Empfehlung an andere sein…
Grüße aus der Kölner Matrazenlandschaft!
Astrid
Ja, das frag ich mich auch immer - wie konnten die irren Prachtbauten - oder vielleicht auch der Irren Prachtbauten - überhaupt finanziert werden?
LöschenWarst du hier im Jüdischen Museum am Jakobsplatz? Das fand ich z.B. sehr beeindruckend. Nach Dachau hab ich's tatsächlich (psychisch) nie geschafft, muss ich zugeben. Ich krieg schon Beklemmungen, wenn ich mich der Stadt Dachau und er Umgebung nur nähere, furchtbare Vibes. Richtig grauenhaft.
Kölner Matratzenlandschaft? Bist du noch krank? Dann weiterhin gute Besserung!
Liebe Grüße, Maren
So, immer dieser Urlaubsstress!😂 Jetzt fällt mir nix mehr ein. Klar ich habe mich jetzt nicht so damit beschäftigt um mit Dir qualifiziert darüber zu diskutieren. Ich hab die Welt so gern bunt und Nationalstolz ist mir fremd.Das brauche ich wirklich auch nicht auf Produkten lesen, da bin ich ganz bei Dir. Ob man Sklavenhändlern ein Denkmal setzen sollte, sicher nicht.Hier wurde eine Schule umbenannt, weil sich rausstellte dass der Namensgeber ein Na*i war.
AntwortenLöschenIch sende Dir liebe Grüße und Sonne, Tina
Urlaubsstress? Seid ihr schon unterwegs in die Sonne? :-)))
LöschenQualifizierte Diskussionen sind doch eh meistens die, wo der andere einen durch so genannte Fakten nur überzeugen möchte: "Schau her, ich habe recht, nicht du!" Also pfeif drauf! :-)))) Darum geht's bei mir eh nie, ums Recht haben.
Ich betreue ja auch viele Kids aus z.B. Westafrika. Aber ich sehe, dass die, wenn sie motiviert sind, und in Deutschland bleiben dürfen, tatsächlich ganz gute Aussichten haben, da jeder Zugang zum Bildungssystem hat. Das ist in GB tatsächlich ein wenig anders. Und ich finde es langsam peinlich, dass z.B. dort kaum jemand sich für die Vergangenheit entschuldigt hat. Darum ging's mir eigentlich hauptsächlich.
Liebe Grüße nach Tunesien? Dom-Rep? Da wärst du doch mitten im Thema :-DDDD
Genieß die Sonne!
Maren
Tunesien ist doch Herbst.😉 Ja hier und dort, außer in Thailand ist das Thema. Sind deshalb so viele Briten hier? Oder auch nur wegen der Sonne? 😵💫 Ich frag sie nicht.
LöschenIch weiß, dass Du nicht nach ich hab recht und ihr seid doof schreibst.😂 Deshalb lese ich hier ja immer sehr gerne.
Liebe Grüße mit viel Sonne, Tina
😂 Vielen lieben Dank! <3
LöschenEin großartiger Post, der das Thema gut beleuchtet und zusammenfasst. Traurig ist auch der Umstand, das ich erst im Herbst 2022 anfing mich damit zu beschäftigten. Als die Queen starb änderte sich plötzlich der Inhalt meiner Timeline auf diversen Plattformen. Ich bin mit einigen Schwarzen Menschen durch unsere Blogs befreundet. Sie waren durchgehend entsetzt darüber das in sämtlichen Nachrufen der Aspekt fehlte, das sie und die Krone tief im jahrhundertealten Sklavenhandel verstrickt waren. Wie du schreibst, auf eine Entschuldigung für das Unrecht wartete man sowieso vergebens. Erst da, ab September 2022, las ich viel darüber nach was der Ursprung dessen ist.
AntwortenLöschenAlso ja, ich bin hier an der richtigen Adresse <3
Schönen Sonntag für dich und liebe Grüße
Vielen Dank, Andrea! <3 Weder die Queen noch Charles haben es geschafft, sich für all das Unrecht zu entschuldigen, das stimmt. Und der ganze Stolz der Queen, ihr "Commonwealth", bestand leider auch aus ehemals unterdrückten Kolonien. Ich bin regelrecht fasziniert von so viel Ignoranz - wie kann man durch die Bank weg einfach so tun, als hätte es diese ganze Unterdrückung und Sklaverei einfach nicht gegeben? Um es mal vorurteilsmäßig incorrect auszudrücken: das können "die" Engländer echt hervorragend! Keep ignoring and Carry on! :-)))
LöschenNochmals lieben Dank, das freut mich! <3
Dir einen guten Start in die Woche, liebe Grüße
Stolz kann man auf etwas sein, dass man geleistet oder sich erarbeitet hat. Die Herkunft gehört nicht dazu, für die kann man allenfalls dankbar sein.
AntwortenLöschenAufarbeiten finde ich wichtig, vor allem vor der eigenen Haustüre. Andererseits tue ich mich schwer damit, wenn diese Schuld quasi nicht enden soll (z.B. Polens Reparationszahlungen von 1,3 Billionen Euro). Schau dir eine bunte Gruppe von Kindern an - die sind doch alle erst mal völlig unbeteiligt aber werden damit weiterhin in Täter und Opfer kategorisiert. Viel wichtiger ist es, wie man weiter macht, was man nachfolgenden Generationen beibringt und ob man was gelernt hat aus der Geschichte. Die Aktion, diese Statue zu versenken, fand ich grandios. Ein starkes Zeichen, das aber keinem weh tut sondern sichtbar macht, was eben bis heute noch falsch läuft.
Find ich übrigens sehr gut, dass du hier darüber schreibst und diese Diskussionsrunden aufmachst. Ist ein sehr vielschichtiges und buntes Thema und alles andere als schwarz/weiß.
Liebe Grüße!
Das hast du perfekt zusammengefasst, und genau so seh ich das auch. ich habe da eine regelrechte "Stolz"-Phobie entwickelt, denn ich sage z.B. auch nicht zu den Kids "ich bin stolz auf dich/euch" wie das manche Kollegen tun, sondern höchstens: "Ich finde, du kannst stolz auf dich sein, weil du dies oder jenes gemacht/geschafft hast!". Für mich macht das einen großen Unterschied.
LöschenIn GB geht's nicht um endlose Reparationszahlungen, nur darum, dass mal jemand von den "Oberen" zugibt, ja, das war Kacke, was unsere Vorfahren gemacht haben. Darauf bin ich nicht stolz!" Wär doch mal ein Anfang.
Mit den Kindern und der "Täter/Opfer-stigmatisierung" geb ich dir sehr recht! Aber interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die meisten der Kinder aus z.B. Westafrika gar nix über ihre Geschichte wissen. Auch nicht, warum ihre Eltern nach Europa gegangen sind. Auch nicht, weshalb sie z.B. an Jesus glauben. Na ja, da finde ich schon, man sollte es ihnen beizeiten schonend beibringen...
Vielen Dank! Der Zuspruch freut mich sehr!
Liebe Grüße!
Ein wichtiges Thema. Untnerdrückung und Ausbeutung einer Seite wird es immer geben aktuell ja eben auch. Diese gehen gerade leider auf Grund der unseligen Debatten welche Gruppe gerade Deutschland runiert - die Bürgergeldbezieher oder die Babyboomer bzw Rentner oder anderer Weltgeschehen unter. Die Kolonialländer bzw. Mächte wo auch England mit an oberster Stelle dazugehörte, haben wirklich Böses in der Geschichte geleistet. Darf nicht vergessen werden bzw. man sollte daraus lernen. Und auch dazu stehen.
AntwortenLöschenIch kann mich erinnern, mein damaliges Geschichtsthema zur Erreichung der Mittleren Reife war die Sklaverei allerdings die in den USA. Und da gab es eben als Infoquelle gerade mal wenige Geschichtsbücher inder Bibliothek und den Brockhaus. Die ist leider um einges bekannter.
Kategorie Zwischentöne. Ich bin dabei. Danke.
Liebe Grüße
Ursula
Genau so denke ich auch, und ich glaub, je mehr wir darüber wissen, desto weniger entstehen solche Vorurteile. Z.B. war ich berufsbedingt in mehreren Flüchtlingsunterkünften zu Gast und käme dadurch niemals auf die Idee, solche Dinge zu sagen wie "denen geht's hier doch gut" oder so. Das Gleiche gilt für Bürgergeldbezieher.
LöschenAuch in den USA wurde und wird die Geschichte tw. vertuscht. Farbige Menschen werden heute noch durch schlechte Schulbedingungen "unwissend" gehalten und durch schlechte Ernährungsbedingungen dazu gebracht, sich ungesund zu ernähren bzw. adipös zu werden etc. Das ist moderne Sklaverei und Unterdrückung.
Vielen Dank! :-)
Liebe Grüße,
Maren
Danke für diesen eindrücklichen Beitrag, liebe Maren – er ist wirklich ein starkes Beispiel für deine „Zwischentöne“-Reihe. Mir gefällt, wie du persönliche Eindrücke, Emotionen und historische Beobachtungen verbindest, ohne dabei den Anspruch zu erheben, ein abgeschlossenes Bild zu liefern. Ich denke, das passt sehr gut zu dem, was du über "Nuancen" schreibst.
AntwortenLöschenAus meiner eigenen Perspektive – mit Bezug auf die Geschichte der Sklaverei in Brasilien – erkenne ich viele Parallelen zu dem, was du über Großbritannien beschreibst. Auch hier prägen die Folgen bis heute die Realität: struktureller Rassismus, ungleicher Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig ist die afrobrasilianische Kultur in Musik, Küche, Religion und Alltag so lebendig, dass sie ein kraftvolles Zeugnis von Widerstand und Resilienz darstellt.
Deshalb sehe ich es ähnlich wie du: Die Anerkennung dieser Vergangenheit ist entscheidend. Scham über eine Nationalität bringt uns nicht weiter, wohl aber das Bewusstsein dafür, dass wir Verantwortung tragen, das Wiederholen von Unrecht zu verhindern. Mir scheint, dass wir weltweit – nicht nur in England oder Brasilien – noch viel zu wenig daraus gelernt haben.
Solche Gespräche sind wichtig, und genau dafür sind deine „Zwischentöne“ ein wertvoller Raum.
Gruß & Kuss,
Claudia
Vielen Dank, dein Kommentar ist mir sehr wertvoll, liebe Claudia!
LöschenIch denke nicht, dass man, nur weil man meint, (zu) wenig über ein Thema zu wissen, lieber schweigen sollte. Auch dadurch werden Menschen ja tw. klein gehalten, und man kann dann immer sagen. "Du hast keine Ahnung, also halt dich da raus". Interessant finde ich in dem Zusammenhang nämlich, dass ich festgestellt habe, dass es in GB viele Menschen gibt, die wirklich keine Ahnung haben. Das fühle ich in D nicht so. Und dort gibt es quasi die Elite der "Studierten", die allerdings kaum Interesse hat, das "Fass" der Geschichte aufzumachen, weil ihre eigenen Familien so einiges zur Unterdrückung beigetragen haben.
Was du über die afrobrasilianische Kultur schreibst, kann ich super nachvollziehen, ich empfand die kulturelle Vielfalt in London auch als absolut bereichernd, und das empfinden ganz sicher viele Menschen dort so. Aber die Anerkennung - auch und gerade von offizieller Seite - fehlt eben.
Auch in Deutschland empfinde ich das so, dass immer noch viel zu wenig aus der Geschichte gelernt wurde. Ich frage mich immer, wovor die Leute so Angst haben? Einer meiner Großväter z.B. hat offensichtlich auch nix aus der Nazizeit gelernt, da kamen oft ziemlich schlimme Sprüche. Warum sollte ich das nicht "zugeben"? ICH hab diese Dinge schließlich nicht gesagt. Aber ich hatte das Gefühl, das ist schambesetzt... war bei mir auch so. Aber Scham - da geb ich dir auch recht - bringt uns nicht weiter. Dennoch sollten wir sehr achtsam sein, auch z.B. mit Begriffen wie "Stolz".
Vielen lieben Dank für deinen wertvollen Kommentar!
Gruß und Kuss, Maren
Insgesamt sollte der Kolonialismus viel mehr aufgearbeitet werden. Das Ganze kommt wirklich recht spät, wenn überhaupt. In Deutschland war es vielleicht nicht so ausgeprägt. Aber auch einem großen Zoo in Hamburg beispielsweise wurden Menschen seinerzeit aus Attraktion "ausgestellt" und "vorgeführt". Vom Rassismus in Deutschland reden wir erst gar nicht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sabine
Absolut! Danke!
LöschenWas du über den "Menschenzoo" schreibst, klingt auch grauenhaft. Ja, das haben Zirkusse z.B. früher so gemacht. Rassismus entsteht meiner Meinung nach viel aus Unwissenheit. manchmal wird ein Volk sogar bewusst "unwissend" gehalten, siehe USA.
Liebe Grüße
Maren
Toll finde ich die Idee der Zwischentöne und Deinen ersten Post dazu! Dein temporäres Leben in East Croydon als weiße Minderheit mischt auf, was uns sonst selbstverständlich erscheinen mag.
AntwortenLöschenNichts davon ist selbstverständlich, auch nicht die Geschichte der dunkelhäutigen Bevölkerung in London, die ihre Wurzeln in der Sklaverei hat. Solch ein Verbrechen an der Menschlichkeit und keine Entschuldigung bis heute. Nichts wurde aufgearbeitet und sich für nichts geschämt.
Ich kann Deine Empörung sowas von nachvollziehen.
Meine Schwiegertochter ist PoC und Halbamerikanerin.
Woher mögen ihre Vorfahren kommen?
Auch ich bin ungern als Deutsche ins Ausland gefahren.
Durch die 68er Bewegung kam für mich persönlich etwas Befreiung in das Schamgefühl, weil die Taten benannt wurden und wir laut wurden.
Wir dachten, wir könnten etwas bewegen...
Sicher haben wir das auch hie und da. Zumindest in uns.
Danke für Deinen Post und nachdenkliche Grüße von
Sieglinde
Vielen lieben Dank, Sieglinde, das freut mich sehr von dir zu hören! Ich freu mich auch wie Bolle, dass so viele und tw. echt ausführliche Komments geschrieben wurden. So wie deiner, das ist echt super!
LöschenWas ich in GB auch gespürt hab, ist die tatsächliche "Nicht-Bildung" der Unterprivilegierten... das ist vielleicht subjektiv, aber SO wenig Ahnung spür ich z.B. in Deutschland nicht so - selbst bei meinen Kids, wenn ich das mal so sagen darf. Das bedeutet für mich auch, dass wenig Wissen vermittelt wurde. Und klar wundert sich dann der Nachbar, dass im Haus 80 % farbige Menschen leben.
Ich bin auch dankbar für die 68er, vor allem, weil ich tatsächlich davon profitieren durfte, ich empfand z.B. meine Grundschulzeit in den 70ern mit jungen Klassenlehrer*innen als sehr frei und diese als "wohlwollend" - selbst auf dem Land! - nachdem die "alten" Lehrer in den Ruhestand gingen. Meiner Schwester wurde noch mit mit dem Rohrstock auf die Finger gehauen, das gab's bei mir nicht mehr, im Gegenteil.
Heute kann ich auch viel freier über die deutsche Vergangenheit reden, und ich finde es tatsächlich mehr positiv als negativ, dass die meisten Deutschen unserer Generation vorsichtig mit Begriffen wie "Stolz" umgehen. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wie positiv ich die Weltmeisterschaft 2006 bewerten soll, als es plötzlich wieder hip war, Deutschland toll zu finden und Flagge zu zeigen. Hat nicht immer nur Vorteile... s. GB und Frankreich. Nationalstolz nervt!
WIR können ganz sicher etwas bewegen. Vielleicht nur "im Kleinen" - aber daraus kann auch viel entstehen! Hab da gar keine Bedenken!
Herzliche Grüße,
Maren
Ich war immer schon fassungslos darüber, was Menschen einander antun können, daher bist du mit deinen neuen Zwischentönen bei mir ganz richtig!
AntwortenLöschenMit historischer Sklaverei hab ich mich nicht beschäftigt, eher mit Kolonialismus, was aber eh oft miteinander zusammenhängt. (Den Alltagsrassismus blende ich, ehrlich gesagt, weitgehend aus.)
Ich finde die Entschuldigung von Regierungschefs, Königen etc. sehr wichtig, auch wenn alles lang her ist. Der belgische König zB. hat sich 2022 bei einem Besuch im Kongo für die Gräueltaten seiner Vorfahren entschuldigt. In GB hat sich leider weder der frühere Premierminister noch der König entschuldigt, obwohl beide Gelegenheit gehabt hätten...
Auf jeden Fall danke dir für den Einblick ins "echte" London!
Bei uns kann man (noch) nicht so einfach zugeben, stolz auf das eigene Land und die Heimat zu sein und sie zu lieben. In meinen hawaiianischen Tanzkursen und im Austausch mit Frauen von dort sehe ich das Gegenteil. Würden wir hier in Ö oder D solche Texte singen wie "geliebtes Hawaii, die Liebe zu Hawaii ist ewig" etc., würden wir sofort im rechten Eck landen. Allerdings ist Hawaii kolonialisiert und annektiert worden...
Liebe Grüße
Vielen Dank, das freut mich!
LöschenIch denke sogar, dass Kolonialismus, Sklaverei und Alltagsrassismus gar nicht voneinander zu trennen sind. Ich bin überzeugt, wenn mehr Menschen die Hintergründe kennen würden, gäbe es viel weniger Alltagsrassismus. Z.B. in GB gibt es meiner Meinung nach sehr viele Menschen, die echt überhaupt keine Ahnung haben, warum 80 % ihrer Nachbarn eine andere Hautfarbe haben. Ich finde es auch krass, WIE ungebildet diejenigen sind, die weniger privilegiert sind. Das erleb ich in D oder Ö weniger. Aber es ist rein subjektiv.
Ich finde, dass es gerade in GB eben gar nicht so lange her IST. Das gesamte Commonwealth besteht doch aus Kolonien.
Vielen Dank! <3
Ach, "geliebtes Hawaii, meine Liebe ist unendlich" finde ich total okay. Sie sagen nicht "Ich bin stolz auf mein Land" sondern "Ich liebe mein Land!". Das ist für mich ein Unterschied.
Ich liebe München, ich liebe Bayern, käme mir tatsächlich leichter über die Lippen. Da hab ich gar keinen Schmerz mit :-))))
Liebe Grüße
Mir geht es mit Wien und Ö genauso, aber die native Hawaiianer haben eine ganz andere (intensive, spirituelle) Verbundenheit als wir mit ihrem Land, der Kultur, Geschichte etc. und sind auch stolz darauf. Das gibt es bei uns so nicht...
LöschenIch kann mir vorstellen, dass man bei dieser schönen, friedlichen (??) und spirituellen Kultur auch einen ganz anderen Zugang haben kann als wir mit unserer Geschichte, gerade Deutschland...
LöschenIch bin schon ein bisschen stolz, froh und glücklich, was die deutschen Regierungen in den letzten Jahrhunderten für das deutsche Volk erreicht haben.
AntwortenLöschenDeutschland war mit Bismarcks Sozialgesetzgebung (1883–1889) immerhin weltweit Vorreiter bei der Einführung eines umfassenden Sozialversicherungssystems.
Die Schulpflicht wurde in Preußen schon im 18. Jh. verbindlich, weit über 100 (!!) Jahre früher als in England, Frankreich oder Italien.
Vom German Engineering, das weltweit bis ins neue Jahrtausend für hohe Qualität, Präzision und Innovation stand will ich jetzt gar nicht reden. Das könnte damit aber durchaus in Zusammenhang stehen, da „wir“ damit einfach schon ein bisschen länger Erfahrung haben.
Beim Frauenwahlrecht waren Deutschland und das Vereinigte Königreich 1918 fast zeitgleich vorne, während Frankreich und Italien erst nach dem Zweiten Weltkrieg folgten.
Weltmächte wie die Syrer, die Ägypter, die Mykener, die antiken Griechen, die Römer und auch die Wikinger setzten auf Sklaven und den Handel mit Menschen. Die Wirtschaftskraft hing maßgelblich von den Sklaven hab. Ebenso die von den Engländern in ihren Kolonien. Und natürlich auch dann noch, als Amerika keine britische Kolonie mehr war.
Im Gegensatz zu diesen „ganz alten“ Weltmächten schafften es die Engländer (bis 1772) in ihren Kolonien (bis 1838) und letztlich auch die Amerikaner, die Sklaverei VOR ihrem eigenen Untergang abzuschaffen. In Deutschland gab es nie eine echte Sklaverei, dafür aber jahrhundertelang Leibeigene (bis 1811), die an einen Hof und ein Lehensrecht gebunden waren.
Nach der römischen Besatzung wurden in Ostbayern Sklaven gehandelt, die aus dem Osten kamen und über Italien wieder in den „Nahen Osten“ verkauft wurden. Ab 922 war der Verkauf von Christen in muslimische Gebiete verboten.
Was ich damit sagen will? Sklaven waren ein weltweit verbreitetes Handelsgut. Und nicht nur die heutigen Europäer verdienten damit Geld. Es finden sich immer skrupellose, geldgierige Menschen. Es ist gut, dass man es geschafft hat, sich aus den Gewohnheiten der letzten paar tausend Jahre zu lösen. Auch in England, den USA, Frankreich oder sonst wo auf der Welt.
Ich finde es wichtig und richtig, dass sich ein Staat auf sein Kerngeschäft fokussiert. Sich um die eignen Leute zu kümmert. Ihren Wohlstand fördert, ihnen Gesundheit und Sicherheit bietet, Frieden sichert und diplomatische Beziehungen zu anderen Ländern pflegt. Wenn das ein Land für die eigenen Bürger tut, kann man als Bürger auf dieses Land stolz sein.
BG Sunny
Möglicherweise empfindest du das als Korinthenkackerei, aber was den Begriff "Stolz" angeht so sehe ich es exakt wie Vanessa/Queen of All. "Stolz kann man auf etwas sein, dass man geleistet oder sich erarbeitet hat. Die Herkunft gehört nicht dazu, für die kann man allenfalls dankbar sein". Ich sage z.B. auch nicht zu den Kids "ich bin stolz auf dich/euch" wie das manche Kollegen tun, sondern höchstens: "Ich finde, du kannst stolz auf dich sein, weil du dies oder jenes gemacht/geschafft hast!". Für mich macht das einen großen Unterschied.
LöschenSofern ich nicht maßgeblich am Aufbau Deutschlands zur demokratischen Republik selbst beteiligt war, bin ich darauf nicht stolz. Aber - und da stimme ich dir zu - ich bin froh, in einem Land leben zu dürfen, welches Dinge wie Wahlrecht, Meinungsfreiheit und "unantastbare Würde" verankert hat. Na klar bin ich dankbar für Wohlstand und Freiheit. Aber ich hätte auch unter sehr schlechten Startbedingungen in irgendwelche Slums oder in Gebiete mit wenig Überlebens- oder gar Bildungschancen geboren werden können. Dafür KANN niemand was. Also kein Grund, darauf stolz zu sein. Im Gegenteil, der "Stolz" der wohlhabend und privilegiert Geborenen ist doch ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die nicht diese Voraussetzungen per Geburt haben. Kein Grund, darauf stolz zu sein. Meine Meinung.
Danke für die Belehrung und den Abriss der Weltgeschichte! Was du alles weißt! Allerdings ging es mir hauptsächlich darum, dass ich in London war und diese ganzen "Klassensystem-Vibes" empfangen habe - und mir nicht entgangen ist, dass die Geschichte dort NICHT aufgearbeitet wurde.
Es geht also nicht darum, dass fast alle privilegierten Nationen wie die alten Römer/Griechen etc. Sklavenhandel betrieben haben, sondern darum, ob man heute etwas daraus gelernt hat. Weder die Queen noch Charles - noch die Premierminister - haben sich jemals für das Unrecht der Sklaverei der ehemals britischen Weltmacht - und dass ist noch gar nicht allzu lange her, darum geht's eben auch -entschuldigt. Es geschah auch nicht im Jahr 900 oder so, sondern weit bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Liebe Grüße, Maren
Du kannst doch nicht stolz auf was sein, was du gar nicht selbst geleistet hast!!
LöschenDa hast du doch nix zu beigetragen!
Was das vergangene Leid zwar nicht lindern kann, aber vielleicht etwas abmildern, wäre eine (überfällige) Entschuldigung. Da tun sich manche enorm schwer, weil sie sagen, okay, das war ich nicht.
Aber den Stolz, den nehmen sie an?
Da komm ich nicht drauf klar.
Liebe Grüße,
Claudia
Obwohl ich Mitgefühl mit entwurzelten Menschen empfinde, würde ich es als vermessen betrachten, zu sagen, dass ich ihre Gefühle nachvollziehen könnte. „Check your privileges“ ist eine durchaus angebrachte Ansage.
AntwortenLöschenUnd was die Queen betrifft: sie hat sich nicht gescheut, ihren Einfluss geltend zu machen als es um ein Gesetz ging, nach dessen Verabschiedung ihre Steuerlast gewaltig gestiegen wäre. Von jemandem eine Einsicht oder Bitte um Entschuldigung für die Fehler der Ahnen zu erwarten, der dem eigenen Volk nicht das zahlt, was ihm zusteht. Ich verstehe die Begeisterung der Engländer für ihre Monarchie nicht.
Trotz des deprimierenden Themas wünsche ich allen eine schöne Woche, Sula
LöschenIch glaube, die ersten beiden Sätze habe ich nicht so ganz verstanden. Heißt das, du findest es (auch) vermessen, als "Weiße" und "Ahnungslose" (die ich ja sicher bin, da ich die Gefühle natürlich auch nicht nachvollziehen kann) sich überhaupt eines solchen Themas anzunehmen? Mag sein, dass es das ist. Ich hab versucht, Gefühle, die ich in London zum Teil hatte, zu beschreiben.
LöschenIch verstehe die Begeisterung vieler Engländer für die Monarchie ehrlich gesagt auch nicht. Noch viel weniger versteh ich dieses Klassendenken. Und den Stolz. Ganz sicher denken viele auch anders, aber ab und zu geriet ich an Aussagen, die mich regelrecht schockiert haben...!
Deprimierend mag es vielleicht sein, aber es ändert sich auch einiges, gerade in den letzten Jahren.
Ich wünsche dir auch eine schöne Woche! Liebe Grüße,
Maren
Hallo Maren, ich habe eine Ich-Aussage gemacht und genauso meine ich sie. Mich hat Dein Thema überfordert und das habe ich versucht zum Ausdruck zu bringen. Worüber und wie Du in Deinem Blog schreibst, ist selbstverständlich allein Deine Entscheidung. Ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass ich mich bei problematischen Themen künftig auf Lesen beschränke. Herzliche Grüße, Sula
LöschenTschuldigung, bin manchmal etwas schwer von Kapee :-))))
LöschenLiebe Grüße, Maren
Ein GANZ schwieriges Thema- und offenbar auch eines, welches im Detail die Geister spaltet....
AntwortenLöschenEigentlich möchte ich nur soviel dazu sagen: mein grösstes Anliegen in diesem Zusammenhang wäre ja, dass die Menschheit aus ihren begangenen Fehlern lernt. Diese Hoffnung wird aber immer und immer wieder im Ansatz zerstört. Überall auf diesem Planeten stehen die Anzeichen miserabel, so sehr, dass einem manchmal alles zuviel (und ausserdem übel!) werden könnte. Wo das noch hinführen mag.....
Aber ich bin gespannt auf weitere Zwischentöne, herzliche Hummelz-Herbstgrüsse! (...ist das nicht herrlich jetzt? Ein echter Trost.)
Ach, ich seh das gar nicht so negativ oder schwierig. Ich finde ja oft, wenn man über ein Thema spricht bzw. mit ihm beschäftigt, verliert es seinen Schrecken. Und ich wollte meine Gefühle, die mich in London "gepackt" hatten über Kolonialismus und Sklaverei teilen. Ich finde, um aus diesen Fehlern zu lernen, muss man ganz konkret hinsehen und Dinge benennen. Ist zumindest meine Meinung. Mag sein, dass auf diesem Planeten die Zeichen im Allgemeinen miserabel stehen, deshalb beschäftige ich mich mit Dingen, die ich vielleicht ändern - oder zumindest anerkennen - kann. Und als "Weiße" anzuerkennen, dass meine "Vorfahren" großes Unrecht und Leid über viele Völker gebracht haben durch ihre Gier und Arroganz, ist schonmal was. Verhilft MIR möglicherweise zu mehr Menschlichkeit.
LöschenHerzliche Herbstgrüße zu dir! <3