Wohnen in London: Brighton Rock
Oh Lady Moon, shine down a little people magic if you will...
Brighton Rock nennt man hier eine Art hartes, stabförmiges, gekochtes Zuckergebäck, welches mit grüner Minze aromatisiert wird, auf dem man allerdings ab einem gewissen Alter besser nicht mehr so unbefangen herumkauen sollte, denn der Eigenanteil bei den Zahnarztkosten ist in Großbritannien noch happiger als in Deutschland. Daher verzichte ich bei meinem Besuch in "little London by the Sea" dann doch lieber auf die berühmte Süßigkeit.
Unter Brighton Rock versteht man aber natürlich auch das für Südengland typische, weiße, schroffe Felsgestein, welches auf wunderschöne Weise den Spazier- und Radweg an der Küste entlang in Richtung Saltdean säumt. Ab und zu regnet es tatsächlich ein paar Steinchen von ganz oben, die so eine kackfreche Attentäter-Möwe herabkullern lässt, gefolgt vom typisch schrillen, schadenfrohen Möwenlachen. Mistvieh!
Und zum dritten rockt Brighton natürlich auch einfach so, und das nicht erst, seit Brian May dem Seebad im - mit den für ihn typischen rückgekoppelten Echoeffekt-Gitarrensoli gespickten - Song über die Wochenend-Affären der Londoner diese Ehre verliehen hat. Das seit Jahren wieder total hippe und gerade bei jungen Menschen angesagte Seebad ist längst zu einer Großstadt an der Küste gewachsen, in der es sich augenscheinlich fein leben lässt und in die besonders am Wochenende eine hohe Anzahl von Besuchern aus der Hauptstadt strömen. Im Sommer beherbergt Brighton zudem Tausende von jungen Menschen aus ganz Europa, die hier Sprachkurse belegen.
Also immer gut was los. Von meinem "Wohnort" East Croydon ist Brighton zudem direkt ohne Umsteigen in knapp 50 Minuten mit dem Thameslink-Regionalzug erreichbar, weshalb ich dort zwei Mal hinfahre: einmal zum Radeln und einmal zum Bummeln und allem, wozu ich nach dem stundenlangen Radfahren einfach zu k.o. bin!


Das Rad lässt sich direkt am Strand mieten, ich hatte zuvor zwar online reserviert, hätte dies aber gar nicht tun müssen. Meines hat 6 Gänge, einen richtig bequemen, breiten Sattel und vorne ein Körbchen für den Rucksack. Sehr praktisch! Ein wunderschöner Rad- und Fußgängerweg erstreckt sich an der Küste entlang vom westlich an Brighton angrenzenden Hove bis nach Saltdean - das bedeutet, man hat zirka 15 Meilen einfache Strecke autofreie Zone mit spektakulären Ausblicken aufs Meer. Total entspannend!
In Rottingdean, einem kleinen, pittoresken Küstenort auf der Strecke "parke" ich das Rad und spaziere durch das hübsche Dorf zu den Kipling Gardens, welche nach dem berühmten "Dschungelbuch"-Schriftsteller benannt sind, der in Rottingdean geboren wurde.
Und was darf zum Abschluss einer so ausgedehnten Radtour in einem typischen englischen Seebad nicht fehlen? Natürlich: Fish & Chips, mit viel Malzessig über die Pommes gekippt... frittiert und fettig, aber lecker 😂!
Zwei Tage später fahre ich noch mal in diese aufregende Stadt an der Südküste Englands -diesmal natürlich, ohne ein Fahrrad zu mieten, damit ich zu Fuß durch die sehr hübschen, von vielen Cafés, Restaurants und interessanten Shops gesäumten Lanes, also den engen, kopfsteingepflasterten, mittelalterlichen Gässchen, bummeln kann. Besonders North Lane mit seinen schrulligen Boutiquen, den vielen Murials, der Straßenkunst und dem alternativen Flair ist besonders bezeichnend für die hippe, urbane und offene Persönlichkeit dieser Stadt.
Kommt noch dazu, dass an diesem Montag der August-Bank Holiday (also ein arbeitsfreier Tag), 25 Grad und strahlender Sonnenschein zusammenkommen. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Londoner wie die Schmeißfliegen in Brighton einfallen, das seinen historischem Fischerdorf-Charme jedoch nicht mal an einem solchen Tag einbüßt. Und trotz des alten Charmes ist der Küstenort immer schon für seine Toleranz und Modernität bekannt. Nicht umsonst wurde die Stadt bereits Anfang der 60er Jahre zum Zentrum der britischen "Mod"-Subkultur (von "Modernist") ausgerufen.
Britische Musiker wie the Who, die Kinks, Small Faces und Marc Bolan waren damals die musikalischen Helden der Mods. In der zweiten Mod-Welle der 80er erlangten vor allem the Jam mit Paul Weller Bekanntheit - und nicht zu vergessen der Film Quadrophenia mit genialem Soundtrack der Who. Noch später, in den 90ern, entstand daraus der so genannte Britpop mit Oasis, the Verve oder Blur. Musikalisch und auch sonst so dürft ihr mich also gerne zu den Mods zählen! 😂
Zwei weitere berühmte Wahrzeichen Brightons sind zum einen der Royal Pavillion, ein opulenter und im indischen Stil gebauter Palast für König Georg IV, 1815 bis 1823 erbaut, dessen einzigartige Architektur an das Taj Mahal erinnern soll - zum anderen die bekannte, aus der Zeit Queen Victorias stammende Palace Pier, eine große Seebrücke, die heute natürlich von typisch britischen sommerlichen Vergnügungs-Einrichtungen wie Geister- und Wildwasserbahn, Spielautomaten und Fish&Chips-Buden gesäumt wird. Die spinnen, die Briten, aber das wissen wir ja längst...😂. Dennoch, Brighton lohnt sich definitiv als Tagesausflug von London aus, und das nicht nur wegen seiner bezaubernden Küste.
Oh Maren,
AntwortenLöschenich bekomme eine Sheer Heart Attack, wenn ich deine Fotos sehe! Wieso mag ich jetzt auch sofort dorthin?? Bald kann ich mir deinen Bericht nicht mehr durchlesen. ;-)
Blick aufs Meer, Klippen, meinen Afternoon Tea vor Zuckerbäckerkulisse, ach, und noch ein Agatha Christie Buch in der Hand. Danach nochmal kurz ins Meer gehüpft und dann heim.
Tolle Fotos, liebe Maren! Thank you for sharing. :-)
Eine Quadrophenia Alley gibt es dort? Ja, die Engländer können cool. Wieso hab ich jetzt "The Drugs don't work" im Ohr? Egal, du hattest sicher 2 schöne Tage dort. Wobei mir das Gewusel am Feiertag schon wieder die Schweißporen öffnet.
Liebe Grüße,
Claudia
Obwohl du so lebhaft & begeistert von Brighton erzählst - ich hab keine Erinnerung mehr außer an den Pavillon & die Seebrücke. Ist allerdings jetzt 61 Jahre her, und ich muss kräftig in meinem Hirn graben. Die Insel ist halt nie mein Sehnsuchtsziel gewesen und auf mehr als zwei Besuche habe ich es nicht gebracht. Aber es macht Spaß, von deiner Begeisterung zu lesen.
AntwortenLöschenWeiterhin eine gute Zeit!
Astrid
Ein so begeisternder Post über Brighton, liebe Maren. Dass Du mit dem Rad dort die wunderschöne Strecke gefahren bist, finde ich ja besonders schön. Möchte ich gleich mitfahren!
AntwortenLöschenAber auch Deine Fotos vom zweiten Tag und dem Gewusel in der Stadt, gefallen mir sehr. Brighton ist schön und exzentrisch. Ich war noch nie dort, aber Deine Fotos und Deine Erzählung find ich klasse.
In GB war ich nur in London und Cambrigde und in den Cotswolds, das waren wirkliche Gegensätze...Brighton hätte mir dazu auch gefallen. Toll, dass Du so nah dort bist und komfortabel hinkommst.
Sehr gern war ich dabei! <3<3<3
Herzlich,
Sieglinde
Oh wie herrlich diese Radtour. Wunderschön auch wenn es fiese Möven gibt die dich boykottieren wollen. Nicht mit Dir, das ist schon mal klar.😁
AntwortenLöschenBrighton ist genau wie du es beschreibst und wir haben es damals auch genossen durch zu schlendern.
Wir sind damals mit dem Auto angereist was echt dumm ist. Ich liebe deine Fotos Maren und schwelge in Erinnerung. Ja die Engländer können cool, wie wir an der Musikszene erkennen können. 😎
Hachzzz beamen wär klasse oder reisen nach Harry Potters Art. 😅
Liebe Grüße Tina